Versichern in Japan
Ob Erdbeben, Taifune oder rasende Radfahrer: In Japan kann man sich gegen fast alles versichern – oft sind solche Policen sogar Pflicht. Dass sich Lebensversicherungen trotz Niedrigzinsen gut verkaufen, liegt auch an einer besonderen Vertriebsform.
Lebensversicherung
Katastrophenversicherung
Kaum ein anderes Land wird häufiger von Starkbeben, Taifunen, Tsunamis, Erdrutschen und Vulkanausbrüchen getroffen als Japan. Eine Katastrophenversicherung ist insofern eine naheliegende Idee. Abschließen kann sie nur, wer bereits eine Feuerversicherung hat. Kurios ist, dass die Versicherung nicht für Schäden aufkommt, die entstehen, wenn infolge eines Erdbebens ein Feuer ausbricht. Aufgrund der vielen schweren Naturkatastrophen in den vergangenen Jahren sind die Prämien für Katastrophenversicherungen 2019 im Schnitt um 8,7 Prozent gestiegen.
Krankenversicherung
Japan ist stolz auf sein universelles Krankenversicherungssystem. Wer nicht über den Arbeitgeber oder den Berufsverband versichert ist, registriert sich bei der staatlichen Bürgerversicherung. Die Höhe der Beiträge ist einkommensabhängig, bei Arztund Apothekenbesuchen zahlen die Patienten einen Eigenanteil von 30 Prozent, Senioren zwischen zehn und 20 Prozent. Für Kinder übernehmen immer mehr Städte und Gemeinden die Kosten ganz oder teilweise – um Eltern die Entscheidung für Nachwuchs zu erleichtern. Die Geburtenrate ist mit 1,4 Kindern pro Frau extrem niedrig.
Fahrradversicherung
Egal, wie breit der Gehsteig auch ist, Japaner versuchen stets, am äußersten Rand zu gehen und plötzliche Richtungswechsel tunlichst zu vermeiden. Und wenn, dann nur mit Schulterblick. Der Grund: Fahrradfahrer aller Altersklassen, die in hohem Tempo haarscharf an den Passanten vorbeidüsen. Schwere Unfälle sind an der Tagesordnung, weshalb in Präfekturen wie Osaka und Kyoto eine Haftpflichtversicherung für Radfahrer inzwischen vorgeschrieben ist. Tokio zieht ab April 2020 nach. Anbieter entsprechender Policen verzeichnen seit Jahren Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich.
Text: Sonja Blaschke
Illustration: Michael Stach