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Dossier: Branchentrends

Nichts ist so beständig wie der Wandel, das gilt auch für die Versicherungswirtschaft. Neue Technologien und Produkte, veränderte politische Rahmenbedingungen und Ziele, andere Kundenansprüche oder neue Wettbewerber zwingen die Unternehmen dazu, sich regelmäßig anzupassen. Nur wer das tut, wird auf Dauer erfolgreich im Markt bestehen.

16.02.2024

Aktuelles Geschehen Link kopieren

Der Versicherungssektor steckt in einem Umbruch. Das sind die wichtigsten Trends, die die Branche heute und in Zukunft am stärksten prägen: 

Digitalisierung: Wie alle Industriezweige ist auch der Versicherungssektor vom Trend zur Datenökonomie erfasst. Es ist eine Entwicklung, die sehr viele Bereiche in den Unternehmen umwälzt: Es geht um die Automatisierung von Geschäftsabläufen, um neue Wettbewerber, die in den Markt drängen, um veränderte Kommunikationsmöglichkeiten mit der Kundschaft oder um neue Formen des Marketings. Zusätzliche Daten beziehungsweise neue Formen der Datenauswertung erweitern aber auch die Möglichkeiten der Versicherer, Risiken zu bemessen oder Prämien zu kalkulieren. Die Digitalisierung eröffnet der Assekuranz nicht zuletzt ein neues Geschäftsfeld: die Absicherung von Cyberrisiken. In einer zunehmend vernetzten, datenabhängigen Wirtschaftswelt wächst der Bedarf an Versicherungslösungen für mögliche Schäden durch Hackerangriffe.   

Klimawandel: Über eineinhalb Jahrhunderte hinweg verbrannte die Menschheit relativ gedankenlos fossile Brennstoffe – und sorgte damit für eine stetige Erwärmung der Erde. Heute, da die Folgen der Treibhausgas-Emissionen überall auf der Welt immer deutlich zu spüren sind, geht es nur noch um eins: Schadensbegrenzung. Rückgängig machen lässt sich der Klimawandel nicht mehr, wohl aber eindämmen. Das ist die größte Aufgabe für die Menschheit in den nächsten Jahrzehnten. Als Risikoträger sind die Versicherer im besonderen Maße vom Klimawandel betroffen. Denn mit der Erderwärmung steigt die Gefahr schwerer Naturkatastrophen – und damit von großen Sachschäden. 

Prävention: In einer komplexer werdenden Welt – mit globalen Lieferketten, neuen geopolitischen Risiken, dem wachsenden Risiko von Großschäden durch Cyber- oder Naturgefahren – kommt der Prävention eine immer größere Bedeutung zu. Es muss darum gehen, die Verwundbarkeit oder Vulnerabilität der Gesellschaft und ihrer Akteure zu minimieren. Die Maßnahmen müssen darauf zielen, direkte oder indirekte Schäden so gut es geht zu verhindern, allzu große Abhängigkeiten zu vermeiden und Risiken breiter zu streuen. Diese Aufgabe können die Versicherer nicht allein schultern. Es erfordert ein Miteinander aller: der Politik, der Industrie, der Bürger/-innen sowie der Versicherer.   

Demografischer Wandel: Wie in allen westlichen Ländern wird auch die Bevölkerung Deutschlands in den nächsten Jahrzehnten älter. Immer mehr Rentnern steht eine kleiner werdende Zahl an Erwerbstätigen gegenüber. Dieser Trend hat Auswirkungen, die sowohl die Gesellschaft als Ganzes, aber auch jedes Unternehmen und jeden Bürger und jede Bürgerin betreffen. Der demografische Wandel berührt vor allem die Zukunft der Alterssicherung, deren wichtigste Säule die gesetzliche Rente ist. Nur: Welche Leistungen können künftige Generationen daraus noch erwarten, und zu welchen Beiträgen? Davon hängen auch die Perspektiven für die private und betriebliche Altersvorsorge ab, bei denen die Versicherungswirtschaft ein wichtiger Anbieter ist. Der demografische Wandel trifft die Unternehmen aber auch in ihrer Personalpolitik. Es wird immer schwieriger, Fachkräfte zu finden. Der Kampf um Talente wird härter. 

Politische Perspektive

Eine emissionsfreie Zukunft und ein Digitalisierungsschub fürs ganze Land Link kopieren

Oberste Priorität für die Politik hat die Abkehr von fossilen Energieträgern. Die Energiewende soll beschleunigt werden, um Deutschland und Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Flankiert wird dieses Ziel von einer Reihe von Gesetzesinitiativen auf nationaler und europäischer Ebene, die auch den Finanzsektor betreffen. Es geht beispielsweise um neue Berichtspflichten von Nachhaltigkeitsdaten, die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden beim Vertrieb von Versicherungen oder um die Berücksichtigung von ökologischen Kriterien bei der Kapitalanlage. 

Zugleich hat sich die Bundesregierung die konsequente Digitalisierung des Landes auf die Fahne geschrieben. Die Verwaltung soll modernisiert werden, um Genehmigungs- und Planungsverfahren zu beschleunigen. Deutschland soll flächendeckend mit schnellen Glasfaser- und Mobilfunkverbindungen versorgt werden, damit alle Regionen die gleichen Entwicklungschancen haben. Zugleich will die Politik digitale Schlüsseltechnologien fördern, um die Chancen der Digitalisierung für neue Geschäftsmodelle nutzen.  

Zu Gestaltung des demografischen Wandel schwebt der Regierung ein ganzes Bündel an Maßnahmen vor. Dazu gehört die Flexibilisierung des Renteneintrittsalters, eine Reform der gesetzlichen Rente – mit einem Einstieg in eine teilweise Kapitaldeckung – sowie Änderungen bei der betrieblichen und privaten Altersversorgung. Zudem soll die Zuwanderung erleichtert werden, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Auch sollen die Möglichkeiten für die Aus- und Weiterbildung verbessert werden, damit sich die Menschen an den technologischen Wandel anpassen können. 

Branchen-Perspektive

Ideale Partner für die grüne Transformation Link kopieren

Die Versicherer unterstützen die im Pariser Abkommen vereinbarten Klimaziele – schon aus Eigeninteresse. Denn die Welt wäre ab einem gewissen Grad Erderwärmung nicht mehr versicherbar. Eine Spirale aus steigenden Schäden und höheren Prämien würde sich in Gang setzen, die den Versicherern irgendwann die Geschäftsgrundlage entziehen könnte. Aus dem Grund wird der Sektor seine gesamten Kapitalanlagen sukzessive auf Klimaneutralität ausrichten. Als eine der größten Investorengruppen und mit ihrem Know-how in der Prävention können die Versicherer zudem dabei helfen, die Transformation in Deutschland insgesamt voranzutreiben. Sei es, indem sie in erneuerbare Energieprojekte investieren oder ihren Industriekunden Wege aufzeigen, wie sie nachhaltiger wirtschaften können. 

Das Geschäftsmodell der Versicherer basiert seit jeher auf der Nutzung von Daten, beispielsweise von Sterbetafeln in der Lebensversicherung oder Unfallstatistiken in der Kfz-Versicherung. Je mehr Daten in die Kalkulation von Tarifen einfließen, desto exakter kennen Versicherer die Risiken ihrer Kunden – je weniger Unsicherheit, desto besser und bezahlbarer wird der Versicherungsschutz. Um neue Risiken versichern zu können, muss es der Branche möglich sein, die dafür notwendigen Informationen sammeln und nutzen zu können. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bietet zudem das Potenzial, schon vorhandene Daten noch besser auswerten zu können. 

Der Versicherungssektor drängt angesichts der Herausforderungen durch den demografischen Wandel auf eine umfassende Reform der Alterssicherungssysteme, die auch der privaten oder betrieblichen Altersvorsorge neue Impulse verleiht. Privatwirtschaftliche Standardprodukte ohne komplizierte Wahlmöglichkeiten, die einfach beziehungsweise voll digital zu beraten sind und entsprechend kostengünstiger angeboten werden können, sollten Teil einer solchen Reform sein.  

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