Die Energiewende wäre ohne die Risikoabschirmung durch die Versicherer nicht möglich. Sie hat zudem das Geschäft der technischen Versicherer verändert: Fast ein Fünftel ihrer Prämien erzielen sie heute mit sauberen Energien. Für Versicherer wird das Geschäft mit den erneuerbaren Energien immer wichtiger. Seit 20 Jahren decken sie Risiken, dass Solarpanels abbrennen, Windräder umstürzen oder Tanks von Biogasanlagen auslaufen. Ohne Versicherungsschutz wäre keines dieser Projekte möglich. Gleichzeitig sind Versicherer als Investoren aktiv und haben bereits mehr als 1.600 Projekte aus dem Bereich der Wind- oder Solarenergie realisiert. Mehr als 20 Mrd. kWh grüner Strom werden damit erzeugt.
Den Startschuss dazu hatte im Jahr 2000 die rot-grüne Bundesregierung mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gegeben. Seitdem fördert der Staat die Produktion von Strom aus regenerativen Quellen wie Sonne, Wind und Biomasse. Damit veränderte sich nicht nur die Energieerzeugung von Grund auf. Es entstand auch ein gänzlich neuer Markt für die technischen Versicherungen, die Sachschäden insbesondere technischer Art wie zum Beispiel an Großkraftwerken oder Fotovoltaikanlagen absichern. Auf einmal hatten es die Versicherer nicht mehr nur mit zentralen Großkraftwerken zu tun, sondern zusätzlich mit Tausenden kleinerer Anlagen, bis hin zu Solarpaneelen auf Einfamilienhäusern. Allein die Fotovoltaikleistung soll sich in den kommenden zehn Jahren deutschlandweit verdoppeln. Und der deutsche Fotovoltaikmarkt ist zurzeit noch nicht gesättigt. Für erhöhte Nachfrage sorgt auch das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das Bauherren vorschreibt, bei Neubauten mindestens eine erneuerbare Energie zu nutzen, zum Beispiel in Form einer Solardachanlage.
Bei der Windkraft hingegen stockt der Ausbau. Schuld daran tragen vor allem klagende Anwohner/-innen, verzögerte Genehmigungsverfahren und unvorteilhafte Regularien bei der Ausschreibung von Windparks. Unabhängig davon bemüht sich die Windkraftbranche in der Öffentlichkeit verstärkt um neue Akzeptanz. Ob Windenergie für Investoren wieder interessanter wird und sich damit neue Geschäftsmöglichkeiten für Versicherer ergeben, bleibt abzuwarten.
Wasserstoff gilt hingegen als Hoffnungsträger für die Energiewende, weil er als Speicher für grünen Strom dienen kann. Auch bei der Elektromobilität wächst die Nachfrage, etwa bei der Versicherung von Ladestationen. Insgesamt hat die Branche gelernt, dass das Segment der erneuerbaren Energien neben Chancen auch Risiken mit sich bringt.