Stabilitätslage auch im ersten Quartal 2023 von erhöhten Risiken geprägt Link kopieren
Die Deutsche Bundesbank und die Europäische Zentralbank konstatieren in ihren aktuellen Finanzstabilitätsberichten vom November 2022 weiter erhöhte Stabilitätsrisiken. Herausgestellt werden gestiegene Markt-, Kredit- und Liquiditätsrisiken durch verringertes Wirtschaftswachstum und die restriktiveren Finanzierungsmöglichkeiten. Als mögliche Negativszenarien für das Finanzsystem werden insbesondere ein unerwartet starker Zinsanstieg aufgrund anhaltend hoher Inflation, ungeordnete Preiskorrekturen an den Assetmärkten und die Verschärfung der Energiekrise genannt.
Einige Risiken, vor denen im vierten Quartal 2022 seitens der Aufseher noch besonders gewarnt wurde, haben sich abgemildert. So hat sich die Lage am Energiemarkt entschärft und ein möglicher Blackout im Winter scheint abgewendet. Der Finanzmarkt hat sich seit dem dritten Quartal 2022 zum Teil wieder erholt und die angekündigte drohende konjunkturelle Abkühlung wird wohl milder ausfallen als befürchtet. Auch verlangsamte die EZB im Dezember 2022 die Schritte der Zinserhöhungen.
Das Finanzsystem in Deutschland und EU die zahlreichen neuen Herausforderungen des Jahres 2022 bisher gut bewältigt und sich als resilient erwiesen. Hier schlagen sich u. a. die umfassenden Aufsichtsreformen seit der globalen Finanzkrise 2008 und die umfangreichen Verbesserungen in Risikomanagement und Governance der Finanzinstitute nieder. Dennoch dürften auch für 2023 die Stabilitätsrisiken substanziell erhöht bleiben.
Der Versicherungssektor steht im Hinblick auf die akuten Stabilitätsrisiken aktuell nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit der makroprudenziellen Aufseher. Sowohl die Europäische Versicherungsaufsichtsbehörde EIOPA als auch die Internationale Vereinigung der Versicherungsaufsichtsbehörden IAIS haben im Dezember 2022 in ihren Berichten im Rahmen ihrer makroprudenziellen Überwachung die Stabilitätslage der europäischen bzw. globalen Versicherungswirtschaft positiv bewertet.