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Dossier: Finanzstabilität (© Unsplash/Tech Daily)

Dossier: Finanzstabilität

Stabilität und Leistungsfähigkeit des Finanzsystems sind von zentraler Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft. Nach den Herausforderungen der Coronakrise ist das Finanzsystem infolge von Ukraine-Krieg, Energiekrise und hoher Inflation erneut einer großen Belastungsprobe ausgesetzt. Hier finden Sie einen kurzen Überblick über das Themenfeld Finanzstabilität aus der Perspektive der Versicherungswirtschaft.

31.08.2023
Aktuelles Geschehen

Finanzsystem weiter resilient Link kopieren

Inmitten anhaltender Herausforderungen wie weiterhin hoher Inflation, strengerer Finanzierungsbedingungen und unsicherer Wirtschaftsaussichten bleiben die Risiken für die Finanzstabilität hoch. Trotzdem hat sich das Finanzsystem bisher als widerstandsfähig erwiesen.

Die Versicherungswirtschaft erweist sich unter den derzeitigen schwierigen makrofinanziellen Gegebenheiten weiterhin als sehr resilient. Die Europäische Versicherungsaufsichtsbehörde EIOPA bescheinigt den europäischen Versicherern in ihrem jüngsten halbjährlichen Financial Stability Report vom Juni 2023, dass sie die Schocks der vergangenen Jahre durch Corona-Pandemie und russischem Angriffskrieg gegen die Ukraine bemerkenswert gut überstanden habe. Herausgestellt wird die solide Kapitalausstattung sowie der stabile Anteil an liquiden Assets und die stabilen Stornoquoten in der Lebensversicherung.

Zudem sind kontinuierliche Weiterentwicklungen in der makroprudenziellen Aufsicht über die Stabilität des Finanzsystems zu verzeichnen. Aktuelle Beispiele sind u. a. die verstärkte Integration von Cyberrisiken, sowie von klima- bzw. naturbezogenen Risiken.

Im Rahmen der derzeitigen Überprüfung des europäischen Versicherungsaufsichtssystems Solvency II ist auch eine Ausweitung der makroprudenziellen Aufsicht geplant.

Mehr erfahren Sie in unserer aktuellen Ausgabe der „Financial Stability Perspectives“.

Politische Perspektive

Effektiver Aufsichtsrahmen zur Finanzstabilität Link kopieren

Eine wichtige Lehre aus der globalen Finanzkrise von 2008 war die Erkenntnis, dass systemische Risiken und die Stabilität des Finanzsystems als Ganzes von Regulierern und Aufsehern im Vorfeld zu wenig beachtet worden waren. Ein zentraler Pfeiler der Regulierungsreformen des letzten Jahrzehnts war daher die Errichtung eines umfassenden makroprudenziellen Aufsichtsrahmens zur Sicherung der Finanzstabilität.

Mit dem Ziel der frühzeitigen Identifikation und Bewertung potenzieller systemischer Risiken haben die makroprudenziellen Aufseher – Zentralbanken, Aufsichtsbehörden, Ausschüsse für Finanzstabilität – ihre makroprudenzielle Überwachung in den letzten Jahren stark ausgeweitet. Neben der Heranziehung von Erkenntnissen aus der mikroprudenziellen Aufsicht über die einzelnen Finanzinstitute wurde dafür ein vielfältiges Instrumentarium etabliert. Dieses reicht von regelmäßigen Finanzstabilitätsberichten, Risk Dashboards auf Basis von Indikatorensystemen, Stresstests und Szenariorechnungen bis hin zu situativen qualitativen oder quantitativen Erhebungen und vertieften Analysen, wie aktuell etwa zu den Auswirkungen der Inflation.

Um identifizierte systemische Risiken adressieren zu können stehen umfangreiche Aufsichtsinstrumente zur Verfügung. So wurde mit dem „Holistic Framework for systemic risk in the insurance industry“ 2019 ein umfassender makroprudenzieller Rahmen für die Versicherungswirtschaft eingeführt.

Branchenperspektive

Systemische Risiken der Versicherer begrenzt Link kopieren

Versicherer sind auf ein stabiles Finanzsystem angewiesen. Sie haben vielfältige Geschäftsbeziehungen mit anderen Akteuren des Finanzsystems und sind in den meisten Segmenten des Finanzmarkts aktiv. Umgekehrt ist eine stabile Versicherungswirtschaft von zentraler Bedeutung für das Finanzsystem. Mit der Bereitstellung von Risikoschutz und als langfristig orientierte Anleger erbringen die Versicherer unverzichtbare Funktionen für Wirtschaft und Gesellschaft. Fragen der Finanzstabilität und der makroprudenziellen Aufsicht sind daher traditionell von hoher Bedeutung für die Branche.

Als wichtige Säule des Finanzsystems und Erbringer unverzichtbarer Funktionen für die Volkswirtschaft ist die Versicherungswirtschaft selbstverständlich in den makroprudenziellen Aufsichtsrahmen einbezogen. Durch die spezifischen Eigenschaften ihres Geschäfts – Langfristcharakter, stabile Finanzierung der Passivseite der Bilanz, Finanzierung der Versicherungsleistungen durch vorabgezahlte Prämien, überwiegende Anknüpfung der Versicherungsleistung an externe Ereignisse – und die systemischen Risiken in der Versicherungswirtschaft deutlich geringer als in anderen Bereichen. Die Versicherer Versicherungswirtschaft wirken eher als stabilisierender Faktor im Finanzsystem.

Aus Sicht der deutschen Versicherer ist ein effektiver makroprudenzieller Rahmen für die Versicherungswirtschaft sehr wichtig, damit die Branche ihre volkswirtschaftlichen Funktionen gut erfüllen kann. Der Holistic Framework der IAIS mit seiner ganzheitlichen, risikoorientierten und proportionalen Herangehensweise bietet hierfür ein hervorragendes Rahmenwerk auf globaler Ebene. Schon heute stehen die deutschen und europäischen Aufsichtsregeln ganz überwiegend im Einklang mit dem Holistic Framework, wie die Untersuchungen der IAIS zur bisherigen weltweiten Umsetzung des Holistic Frameworks zeigen. Damit besteht nur ein sehr begrenzter Bedarf an einem Ausbau der makroprudenziellen Aufsicht über die Versicherer.

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