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Dossier: Geförderte private Altersvorsorge

Der Staat fördert den Aufbau einer privaten kapitalgedeckten Altersvorsorge. Damit sollen die Menschen die Versorgungslücke schließen, die durch das Absenken des gesetzlichen Rentenniveaus entsteht. Die sogenannte 3. Säule der Altersvorsorge ist somit ein wichtiger Eckpfeiler im System der Alterssicherung.

26.01.2023
Aktuelles Geschehen

Die private Altersvorsorge ist seit der Rentenreform 2001 ein wichtiges Element der Alterssicherung in Deutschland. Sie soll mithelfen, die Versorgungslücke zu schließen, die durch das schrittweise Absenken des gesetzlichen Rentenniveaus entsteht. Der Einstieg in die kapitalgedeckte Vorsorge war und ist richtig, denn das gesetzliche Umlagesystem gerät ob der Alterung der Bevölkerung zunehmend an seine Grenzen. Schon heute fließen jährlich mehr als 100 Mrd. Euro aus dem Bundeshaushalt in die gesetzliche Rente – Tendenz steigend.  

Mit aktuell knapp 16 Millionen Verträgen ist Riester zwar die erfolgreichste freiwillige private Altersvorsorge der Welt. Die großen Erwartungen zum Start haben sich indes nicht erfüllt. Nicht einmal jeder zweite Förderberechtigte nutzt das Produkt, seit einiger Zeit sinkt gar der Vertragsbestand, und viele der bestehenden Verträge werden nicht mal mehr bespart. Für das Dilemma gibt es mehrere Gründe: Das politische Gezerre um die Zukunft von Riester und die Kritik an vermeintlich zu hohen Kosten haben dem Image geschadet. Hinzu kommt das Niedrigzins-Niveau, das es den Anbieter schwermacht, die notwendige Kapitalgarantie zu Rentenbeginn darzustellen. Viele haben das Neugeschäft inzwischen eingestellt. Eine Reform der geförderten Altersvorsorge ist daher überfällig.  

Politische Perspektive

Neuer Anlauf für eine Reform Link kopieren

Die Politik pflegt seit Jahren ein etwas ambivalentes Verhältnis zur geförderten privaten Altersvorsorge. Der Klage über die schleppende Verbreitung und die aus ihrer Sicht zu niedrigen Erträge folgt das Versprechen zu Veränderungen, die dann jedoch ausbleiben. So ließ die vergangene Koalition aus CDU/CSU und SPD die Riester-Reform liegen, obwohl sie sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt hatte.  

Die aktuelle Regierung ist immerhin einen Schritt weiter: Auch sie hat sich im Koalitionsvertrag auf eine Reform der privaten Altersvorsorge verständigt – und dafür nun einen Dialogprozess gestartet, an dem auch die Versicherungswirtschaft teilnimmt. Eine Vorfestlegung gibt es nicht, die Ausgangslage vor dem Dialog ist so offen, wie es schon der Koalitionsvertrag andeutet. Er enthält zu Riester die Zusicherung des Bestandsschutzes. Gleichzeitig wollen die Regierungsparteien rentierlichere Alternativen zu Riester prüfen, ebenso einen staatlich verwalteten Fonds. 

Branchen-Perspektive

Versicherer dringen auf Neustart Link kopieren

Die Assekuranz steht als größte Anbieter-Gruppe weiterhin zu Riester. Nach mehr als 20 Jahren ohne wesentliche Änderungen braucht die sogenannte 3. Säule der Altersvorsorge allerdings Verbesserungen. Welche das sein können, haben die Versicherer zusammen mit anderen Anbieter-Verbänden in ihrem 5-Punkte-Plan dargelegt. Dazu zählt ein vereinfachtes Förderverfahren, weniger Produktvariationen und eine Aufweichung der 100-prozentigen Kapitalgarantie zu Rentenbeginn.  

Falls die Politik Riester nicht weiterentwickeln möchte, so haben die Versicherer einen Alternativvorschlag: die Bürgerrente. Sie ist einfach aufgebaut und kostengünstig, vereint Sicherheit mit Renditechancen und ist verbunden mit einer leicht verständlichen Förderung, die auf Dauer deutlich höhere Renditen verspricht und mehr individuelle Sparanreize setzt. 

Die Einführung eines staatlich verwalteten Fonds lehnen die Versicherer indes ab. Ein solcher Schritt wäre nicht nur ordnungspolitisch heikel. Es bestünde zudem das Risiko, dass die Einrichtung der politischen Einflussnahme unterliegt – gerade in Krisenzeiten. Und ob ein Staatsfonds ein besserer Kapitalanleger ist als privatwirtschaftliche Einrichtungen, steht in den Sternen. Die Versicherer – als eine der größte Investorengruppen – verfügen hingegen über eine hohe Expertise in der Kapitalanlage.  

Verbraucher-Perspektive

Interesse an Riester schwindet Link kopieren

Deutet man die Riester-Vertragszahlen als Votum der Verbraucher, so ist das Urteil klar: Das Interesse der Menschen schwindet – sei es aus Verunsicherung, aus Enttäuschung über die infolge der jahrelang niedrigen Zinsen gesunkenen Ertragsaussichten oder fehlender finanzieller Möglichkeiten. Die Entwicklung darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Millionen Deutsche mit Riester ihre Altersvorsorge aufbauen – Monat für Monat. Sie vertrauen darauf, dass ihre Anstrengungen nicht umsonst sind. Eine Reform der privaten Altersvorsorge, muss daher Bestandsschutz für alle Riester-Verträge garantieren.  

Und sie muss die Wünsche der Menschen berücksichtigen, die erst noch für die Altersvorsorge gewonnen werden sollen. Und das heißt vor allem, dem hohen Sicherheitsbedürfnis der Deutschen gerecht zu werden. Mit einem Altersvorsorgeprodukt, das völlig auf Garantien verzichtet, wäre ihnen somit nicht gedient. Denn was nützt das Versprechen langfristig höherer Renditen, wenn die Menschen zwischendurch aufgeben? Die private Altersvorsorge würde sich so nicht stärker durchsetzen, und sie wäre am Ende auch nicht erfolgreich. Denn beim Vermögensaufbau kommt es auf das Durchhaltevermögen an.