Zur Suche
© Pexels

Dossier: Geförderte private Altersvorsorge

Der Staat fördert den Aufbau einer privaten kapitalgedeckten Altersvorsorge. Damit sollen die Menschen die Versorgungslücke schließen, die durch das Absenken des gesetzlichen Rentenniveaus entsteht. Die sogenannte 3. Säule der Altersvorsorge ist somit ein wichtiger Eckpfeiler im System der Alterssicherung.

06.02.2024
Aktuelles Geschehen

Die private Altersvorsorge ist ein wichtiges Element der Alterssicherung in Deutschland. Sie soll mithelfen, die Versorgungslücke zu schließen, die durch das schrittweise Absenken des gesetzlichen Rentenniveaus entsteht. Der Einstieg in die kapitalgedeckte Vorsorge war und ist richtig, denn das gesetzliche Umlagesystem gerät ob der Alterung der Bevölkerung zunehmend an seine Grenzen. Schon heute fließen jährlich mehr als 100 Mrd. Euro aus dem Bundeshaushalt in die gesetzliche Rente – Tendenz steigend.  

Mit aktuell knapp 16 Millionen Verträgen ist Riester zwar die erfolgreichste freiwillige private Altersvorsorge der Welt. Die großen Erwartungen zum Start haben sich indes nicht erfüllt. Nicht einmal jeder zweite Förderberechtigte nutzt das Produkt, seit einiger Zeit sinkt gar der Vertragsbestand, und viele der bestehenden Verträge werden nicht mal mehr bespart. Für das Dilemma gibt es mehrere Gründe: Das politische Gezerre um die Zukunft von Riester und die Kritik an vermeintlich zu hohen Kosten haben dem Image geschadet. Viele haben das Neugeschäft inzwischen eingestellt. Eine Reform der geförderten Altersvorsorge ist daher überfällig.  

Externer Inhalt

Zum Einblenden des externen Inhalts bitte anklicken. Mit Anklicken stimmen Sie zu, dass Daten an Drittanbieter wie bspw. Google, Facebook, Twitter, Instagram übertragen werden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Externen Inhalt anzeigen Cookie Einstellungen anpassen
Politische Perspektive

Neuer Anlauf für eine Reform Link kopieren

Die Politik hat aufgrund der schleppenden Verbreitung der geförderten privaten Altersvorsorge schon vor Jahren grundlegende Änderungen angekündigt. So hatte sich beispielsweise die vergangene Koalition aus CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag auf eine Riester-Reform verständigt, sie blieb dann allerdings liegen.

Die aktuelle Regierung ist einen Schritt weiter: Auch sie hat im Koalitionsvertrag eine Reform der privaten Altersvorsorge vereinbart – und dafür 2023 eine Fokusgruppe unter Federführung des Bundesfinanzministeriums (BMF) eingesetzt, die Änderungsvorschläge erarbeiten sollte. An dem Dialog war auch die Versicherungswirtschaft beteiligt.

Der Abschlussbericht der Fokusgruppe  enthält viele Ideen, die auch von der Versicherungswirtschaft mitgetragen werden. Dazu zählt beispielsweise der Wegfall des 100-prozentigen Beitragserhalts in der Ansparphase. Damit würden rentablere und dennoch sichere Produkte möglich. Auch die Rentenphase soll flexibilisiert werden. 

Welche der Vorschläge tatsächlich umgesetzt werden, ist noch offen. Einen Gesetzentwurf gibt es noch nicht. Nach den Vorstellungen des BMF soll das parlamentarische Verfahren 2024 abgeschlossen sein, damit die Reform zumindest in Teilen nächstes Jahr in Kraft treten kann.

Branchen-Perspektive

Versicherer dringen auf Neustart Link kopieren

Die Versicherer als größte Anbieter-Gruppe stehen weiterhin zur 3. Säule der Altersvorsorge. Nach mehr als 20 Jahren ohne wesentliche Änderungen braucht sie allerdings einen neuen Schub. Nicht zuletzt die lange Niedrigzinsphase hat gezeigt, dass die Konstruktion der Riester-Rente nicht für jedes Kapitalmarktumfeld taugt.

Als Lehre daraus sollte die hundertprozentige Beitragsgarantie gelockert werden, um es den Produktanbietern zu ermöglichen, in jedem Zinsumfeld attraktive Erträge zu erwirtschaften. Aus Sicht der Versicherungswirtschaft wäre ein Garantie-Niveau von 80 Prozent ein guter Kompromiss zwischen Sicherheit und Rendite. Es erlaubt höhere Erträge als bisher, schützt die Sparer gleichzeitig aber vor hohen Verlusten. Denn auch das ist wichtig: Die Menschen müssen darauf vertrauen können, dass sich ihre Sparbemühungen auszahlen. Mindestgarantien verhindern, dass Anbieter zu Lasten der Kunden zu hohe Risiken eingehen.  

Am Prinzip lebenslanger Leistungen darf jedoch nicht gerüttelt werden. Als Ergänzung zur gesetzlichen Rente eingeführt, dient die geförderte private Altersvorsorge vor allem dazu, die lebensnotwendigen Ausgaben zu decken, etwa für die Miete, Strom, Nahrungsmittel oder Kleidung. Das Geld dafür muss fließen – unabhängig davon, wie lange die Menschen leben. Ein Auszahlungsmodell, das dies nicht garantiert, ist keine gleichwertige Ergänzung zur gesetzlichen Rente

Die Einführung eines staatlich verwalteten Fonds lehnen die Versicherer indes ab. Ein solcher Schritt wäre nicht nur ordnungspolitisch heikel. Es bestünde zudem das Risiko, dass die Einrichtung der politischen Einflussnahme unterliegt – gerade in Krisenzeiten. Und ob ein Staatsfonds ein besserer Kapitalanleger ist als privatwirtschaftliche Einrichtungen, steht in den Sternen. Die Versicherer – als eine der größte Investorengruppen – verfügen hingegen über eine hohe Expertise in der Kapitalanlage.  

Verbraucher-Perspektive

Interesse an Riester schwindet Link kopieren

Deutet man die Riester-Vertragszahlen als Votum der Verbraucher, so ist das Urteil klar: Das Interesse der Menschen schwindet – sei es aus Verunsicherung, aus Enttäuschung über die infolge der jahrelang niedrigen Zinsen gesunkenen Ertragsaussichten oder fehlender finanzieller Möglichkeiten. Die Entwicklung darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Millionen Deutsche mit Riester ihre Altersvorsorge aufbauen – Monat für Monat. Sie vertrauen darauf, dass ihre Anstrengungen nicht umsonst sind. Eine Reform der privaten Altersvorsorge, muss daher Bestandsschutz für alle Riester-Verträge garantieren.  

Und sie muss die Wünsche der Menschen berücksichtigen, die erst noch für die Altersvorsorge gewonnen werden sollen. Und das heißt vor allem, dem hohen Sicherheitsbedürfnis der Deutschen gerecht zu werden. Mit einem Altersvorsorgeprodukt, das völlig auf Garantien verzichtet, wäre ihnen nicht gedient. Denn was nützt das Versprechen langfristig höherer Renditen, wenn die Menschen zwischendurch aufgeben? Die private Altersvorsorge würde sich so nicht stärker durchsetzen, und sie wäre am Ende auch nicht erfolgreich. Denn beim Vermögensaufbau kommt es auf das Durchhaltevermögen an.