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Dossier: Geförderte private Altersvorsorge (© Jenny Überberg / Unsplash)

Dossier: Geförderte private Altersvorsorge

Der Staat fördert den Aufbau einer privaten kapitalgedeckten Altersvorsorge. Die sogenannte 3. Säule der Altersvorsorge ist ein wichtiger Eckpfeiler im System der Alterssicherung, braucht jedoch dringend eine Reform.

30.09.2024

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  • Eine echte Altersvorsorge garantiert ein sicheres Einkommen bis zum Lebensende und sichert den Lebensstandard. Verlässlichkeit und Sicherheit ein Leben lang stehen an erster Stelle.
  • Lebensversicherer bieten mit modernen Produktkonzepten eine gute Balance von Rendite und Risiko und sind deshalb ideale Ansprechpartner in Sachen Altersvorsorge.
  • Die Versicherer schlagen ein Garantieniveau von 80 Prozent vor, um in jedem Zinsumfeld attraktive Erträge erwirtschaften zu können.
  • Die Versicherer unterstützen die Vereinfachung der Förderung sowie ein beitragsproportionales Fördersystem.
  • Geringverdiener, Alleinerziehende und Familien mit Kindern sollen besonders von der Förderung profitieren. 
Statistische Perspektive

Verbreitung der geförderten Altersvorsorge stagniert Link kopieren

Die private Altersvorsorge ist ein wichtiges Element der Alterssicherung in Deutschland. Sie soll mithelfen, die Versorgungslücke zu schließen, die durch das schrittweise Absenken des gesetzlichen Rentenniveaus entsteht. Der Einstieg in die kapitalgedeckte Vorsorge war und ist richtig, denn das gesetzliche Umlagesystem gerät ob der Alterung der Bevölkerung zunehmend an seine Grenzen. Schon heute fließen jährlich mehr als 100 Mrd. Euro aus dem Bundeshaushalt in die gesetzliche Rente – Tendenz steigend.  

Mit aktuell knapp 16 Millionen Verträgen ist Riester zwar die erfolgreichste freiwillige private Altersvorsorge der Welt. Die großen Erwartungen zum Start haben sich indes nicht erfüllt. Nicht einmal jeder zweite Förderberechtigte nutzt das Produkt, seit einiger Zeit sinkt gar der Vertragsbestand, und viele der bestehenden Verträge werden nicht mal mehr bespart. Für das Dilemma gibt es mehrere Gründe: Das politische Gezerre um die Zukunft von Riester und die Kritik an vermeintlich zu hohen Kosten haben dem Image geschadet. Viele haben das Neugeschäft inzwischen eingestellt. Eine Reform der geförderten Altersvorsorge ist daher überfällig.  

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Politische Perspektive

Neuer Anlauf für eine Reform Link kopieren

Die Politik hat aufgrund der schleppenden Verbreitung der geförderten privaten Altersvorsorge schon vor Jahren grundlegende Änderungen angekündigt. So wurde 2023 beispielsweise eine Fokusgruppe unter Federführung des Bundesfinanzministeriums (BMF) eingesetzt, die Änderungsvorschläge erarbeiten sollte. An dem Dialog war auch die Versicherungswirtschaft beteiligt.

Der Abschlussbericht der Fokusgruppe  enthält viele Ideen, die auch von der Versicherungswirtschaft mitgetragen werden. Dazu zählt beispielsweise der Wegfall des 100-prozentigen Beitragserhalts in der Ansparphase. Damit würden rentablere und dennoch sichere Produkte möglich. Auch die Rentenphase soll flexibilisiert werden. 

Branchen-Perspektive

Versicherer dringen auf Neustart Link kopieren

Die Versicherer als größte Anbieter-Gruppe stehen weiterhin zur 3. Säule der Altersvorsorge. Nach mehr als 20 Jahren ohne wesentliche Änderungen braucht sie allerdings einen neuen Schub. Nicht zuletzt die lange Niedrigzinsphase hat gezeigt, dass die Konstruktion der Riester-Rente nicht für jedes Kapitalmarktumfeld taugt.

Als Lehre daraus sollte die hundertprozentige Beitragsgarantie gelockert werden, um es den Produktanbietern zu ermöglichen, in jedem Zinsumfeld attraktive Erträge zu erwirtschaften. Aus Sicht der Versicherungswirtschaft wäre ein Garantie-Niveau von 80 Prozent ein guter Kompromiss zwischen Sicherheit und Rendite. Es erlaubt höhere Erträge als bisher, schützt die Sparer gleichzeitig aber vor hohen Verlusten. Denn auch das ist wichtig: Die Menschen müssen darauf vertrauen können, dass sich ihre Sparbemühungen auszahlen. Mindestgarantien verhindern, dass Anbieter zu Lasten der Kunden zu hohe Risiken eingehen.  

Das Prinzip lebenslanger Leistungen sollte auch künftig erhalten bleiben. Als Ergänzung zur gesetzlichen Rente eingeführt, dient die geförderte private Altersvorsorge vor allem dazu, die lebensnotwendigen Ausgaben zu decken, etwa für die Miete, Strom, Nahrungsmittel oder Kleidung. Das Geld dafür muss fließen – unabhängig davon, wie lange die Menschen leben. Ein Auszahlungsmodell, das dies nicht garantiert, ist keine gleichwertige Ergänzung zur gesetzlichen Rente

Die Einführung eines staatlich verwalteten Fonds lehnen die Versicherer indes ab. Ein solcher Schritt wäre nicht nur ordnungspolitisch heikel. Es bestünde zudem das Risiko, dass die Einrichtung der politischen Einflussnahme unterliegt – gerade in Krisenzeiten. Und ob ein Staatsfonds ein besserer Kapitalanleger ist als privatwirtschaftliche Einrichtungen, steht in den Sternen. Die Versicherer – als eine der größte Investorengruppen – verfügen hingegen über eine hohe Expertise in der Kapitalanlage.  

Verbraucher-Perspektive

Interesse an Riester schwindet Link kopieren

Deutet man die Riester-Vertragszahlen als Votum der Verbraucher, so ist das Urteil klar: Das Interesse der Menschen schwindet – sei es aus Verunsicherung, aus Enttäuschung über die infolge der jahrelang niedrigen Zinsen gesunkenen Ertragsaussichten oder fehlender finanzieller Möglichkeiten. Die Entwicklung darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Millionen Deutsche mit Riester ihre Altersvorsorge aufbauen – Monat für Monat. Sie vertrauen darauf, dass ihre Anstrengungen nicht umsonst sind. Eine Reform der privaten Altersvorsorge, muss daher Bestandsschutz für alle Riester-Verträge garantieren.  

Und sie muss die Wünsche der Menschen berücksichtigen, die erst noch für die Altersvorsorge gewonnen werden sollen. Und das heißt vor allem, dem hohen Sicherheitsbedürfnis der Deutschen gerecht zu werden. Mit einem Altersvorsorgeprodukt, das völlig auf Garantien verzichtet, wäre ihnen nicht gedient. Denn was nützt das Versprechen langfristig höherer Renditen, wenn die Menschen zwischendurch aufgeben? Die private Altersvorsorge würde sich so nicht stärker durchsetzen, und sie wäre am Ende auch nicht erfolgreich. Denn beim Vermögensaufbau kommt es auf das Durchhaltevermögen an.