Stärkung der Zusatzrenten: eine strategische Priorität für Europa
Der GDV begrüßt die Initiative der Europäischen Kommission, den Sektor der Zusatzrenten als wichtigen Pfeiler der europäischen Savings and Investments Union (SIU) zu stärken.

Europas Rentensysteme, und damit die Sicherung des Alterseinkommens der Bürgerinnen und Bürger, geraten durch den demografischen Wandel zunehmend unter Druck. Gleichzeitig muss die EU langfristiges Kapital mobilisieren, um Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität sowie die digitale und nachhaltige Transformation der Wirtschaft voranzubringen.
Die deutsche Versicherungswirtschaft ist gut aufgestellt, um zu beiden Herausforderungen beizutragen. Versicherer verwalten über 1,9 Billionen Euro an Kapitalanlagen, davon mehr als 500 Milliarden Euro in Unternehmen, Infrastruktur und die nachhaltige Transformation. Mit 84 Millionen Lebensversicherungsverträgen und jährlichen Auszahlungen von 102 Milliarden Euro bietet die Branche breite Zugänge zu sicheren, langfristigen Sparprodukten.
Dabei müssen die Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher im Mittelpunkt stehen. Eine aktuelle Studie zeigt: Fast die Hälfte der deutschen Sparer legt mehr Wert auf Sicherheit als auf Flexibilität oder Rendite. Rentenprodukte müssen daher die Balance finden zwischen langfristigen Investitionen in die Wirtschaft und verlässlichen, vertrauenswürdigen Sparmöglichkeiten.
Vor dem Hintergrund der EU-Agenda zum Abbau regulatorischer Belastungen gilt es sorgfältig zu prüfen, welche Vorschläge tatsächlich sinnvoll, angemessen und notwendig sind. Zusätzliche Komplexität sollte unbedingt vermieden werden, wenn sie den Nutzen übersteigt.
In seiner Antwort auf die Konsultation der Kommission hebt der GDV vier zentrale Punkte hervor:
- Überprüfung der Institutions for Occupational Retirement Provision Directive (IORP-II-Richtlinie): Wir begrüßen die bevorstehende Überprüfung der IORP-II-Richtlinie. Der aktuelle Rahmen eignet sich jedoch gut als Ansatz zur Mindestharmonisierung, sodass grundlegende Änderungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht erforderlich sind. Die IORP-II-Richtlinie ist verhältnismäßig und risikobasiert und bietet nationalen Akteuren Flexibilität, um nationale Besonderheiten zu berücksichtigen. Eine weitere Standardisierung könnte wirksame nationale Lösungen untergraben und den bürokratischen Aufwand erhöhen. Nationale Aufsichtsbehörden, wie die BaFin in Deutschland, sind am besten in der Lage, umsichtige Anlagegrundsätze durchzusetzen.
- Überprüfung des Pan-European Personal Pension Product (PEPP): Die deutschen Versicherer begrüßen eine Modernisierung und Vereinfachung des PEPP. Die geringe Nachfrage liegt vor allem an seiner Komplexität und starren Ausgestaltung. Pflicht-Unterkonten, umfangreiche Dokumentationsvorgaben und eine starre Kostenobergrenze von 1 % schrecken Anbieter ab und verringern die Flexibilität.
- Auto-Enrolment: Wir unterstützen eine automatische Einbeziehung mit Opt-out, freiwilliger Arbeitgeberbeteiligung und flexibler nationaler Umsetzung. Standardprodukte sollten lokal bestimmt werden, nicht zentral vorgegeben.
- Pension Tracking: Seit Januar 2025 gibt es in Deutschland die Digitale Rentenübersicht über alle drei Säulen hinweg. Die Nutzung ist jedoch noch gering, da der Zugang über den Online-Personalausweis eingeschränkt ist. Für eine breitere Akzeptanz braucht es einfachere Anmeldewege und mehr Öffentlichkeitsarbeit. Ein erfolgreiches System muss benutzerfreundlich, sicher und effizient sein.
Die deutsche Versicherungswirtschaft steht bereit, die EU bei der Stärkung der Zusatzrenten zu unterstützen. Wenn wir langfristiges Sparen mit produktiven Investitionen verbinden, können wir sowohl die Altersvorsorge sichern als auch zur wirtschaftlichen Stärke und Transformation Europas beitragen.