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Konjunktur & Märkte

Private Finanzierung für öffentliche Infrastruktur: Wie institutionelle Investoren zu einem resilienten Europa beitragen können

Deutschland und Europa stehen derzeit vor großen Infrastrukturherausforderungen, von alternden Brücken über Schulen bis hin zu Schienen und Energiesystemen. Da die öffentlichen Haushalte in vielen Mitgliedstaaten unter Druck stehen, sind innovative Finanzierungsmodelle wichtiger denn je. Institutionelle Investoren – wie Versicherer – können hierbei eine entscheidende Rolle spielen.

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© Geoffrey Fritsch

Von links nach rechts: Marija Ivoninaite, Philippe Chantraine, Sandra Parthie, Alberto Mazzola, Tim Ockenga

Vor diesem Hintergrund veranstaltete der GDV gemeinsam mit dem Institut der deutschen Wirtschaft ein Frühstücks-Roundtable, um zu diskutieren, wie öffentlich-private Partnerschaften (Public Private Partnerships – PPPs) die Modernisierung der europäischen Infrastruktur beschleunigen können – von Transport und Energie bis hin zu anderen zentralen Bereichen. Dr. Markus Demary, Senior Economist für Geld- und Finanzmärkte am Institut der deutschen Wirtschaft, stellte erste Ergebnisse einer vom GDV beauftragten Studie zu diesem wichtigen Finanzierungsmodell vor.

In der anschließenden Diskussion betonten Philippe Chantraine, Head of Unit for Transport Investment bei der Europäischen Kommission (GD MOVE), Alberto Mazzola, Executive Director der Community of European Railway & Infrastructure Companies (CER), sowie Tim Ockenga, Leiter der Abteilung Kapitalanlagen beim GDV, sowohl die Chancen von PPPs als auch die bestehenden Hürden für eine breitere Nutzung in Europa.

PPPs können herkömmliche Beschaffungsmethoden übertreffen

Die Teilnehmer waren sich einig, dass gut ausgestaltete PPPs mit angemessenen Risikoteilungsmechanismen herkömmliche Beschaffungsmodelle bei großen, komplexen Projekten übertreffen können, durch Kostenvorteile, Lebenszyklusvorteile und Effizienzgewinne. Dies gilt sowohl für klassische Projekte im Straßen- und Hochbau als auch für Vorhaben im Rahmen der grünen Transformation.

Aufgrund ihres langfristigen Geschäftsmodells sind Versicherer natürliche Partner für die Finanzierung von Infrastruktur. Dies zeigt sich auch in Deutschland: Die Branche hat nahezu 6 Prozent ihrer gesamten Kapitalanlagen in Infrastruktur investiert, über 110 Milliarden Euro bis Ende 2024. Laut Tim Ockenga besteht zudem die Bereitschaft, dieses Engagement weiter auszubauen, sofern mehr tragfähige Projekte mit attraktiven Rahmenbedingungen verfügbar werden.

Mit Blick nach vorn könnten PPPs noch besser genutzt werden, um Europas Investitionsbedarf in der Infrastruktur zu decken, etwa durch das Lernen von Best-Practice-Beispielen aus verschiedenen Mitgliedstaaten und Sektoren, sowie durch gezielte regulatorische Anpassungen, die verbleibende Hürden für private Investoren abbauen. Weitere Vorschläge betrafen das Bündeln kleinerer kommunaler Projekte, die Überprüfung der relevanten Richtlinien europäischer Förderbanken und die Entwicklung standardisierter PPP-Vertragsmodelle, die breiter eingesetzt werden könnten.