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Konjunktur & Märkte

Chefökonomen-Talk: Lob für Finanzpolitik von Schwarz-Rot – „Worten müssen Taten folgen“

Der Handelsstreit mit den USA prägte die Diskussion der wichtigsten Versicherungs-Ökonomen des deutschen Versicherungssektors. Sorge äußerten sie um die Unabhängigkeit der US-Notenbank.

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© GDV

GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen im Gespräch mit den drei führenden Chefökonomen der Versicherungsbranche Jérôme Jean Haegeli, Swiss Re, und Ludovic Subran, Allianz SE, und Dr. Michael Menhart, Munich Re (v.l.n.r.).

Die drei führenden Ökonomen der Versicherungswirtschaft sehen die Bundesregierung mit ihrem Investitionspaket auf einem guten Weg, das Wirtschaftswachstum in Deutschland wieder anzukurbeln. „Die finanzpolitischen Maßnahmen entfalten ihre Wirkung“, sagte Michael Menhart, Chefökonom der Munich Re, in einer auf der GDV-Internetseite übertragenen Live-Diskussion. „Die Wirtschaft wird 2026 deutlich an Fahrt gewinnen.“  

Ähnlich äußerte sich Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran: „Das Finanzpaket ist gut, vor allem die höheren Investitionen in Verkehrsinfrastruktur, die neuen Abschreibungsregeln und die niedrigeren Unternehmenssteuern.“ Es seien aber tiefgreifende Strukturreformen nötig. Swiss-Re-Chefökonom Jérôme Haegeli forderte in diesem Zusammenhang Mut von der Politik auch für unpopuläre Entscheidungen: „Den Worten müssen Taten folgen!“ Haegeli nannte als Beispiele deutlich verkürzte Planungs- und Genehmigungszeiten sowie eine Reform des Arbeitsmarkt.

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GDV-Chefökonomen-Talk zur Wirtschaftslage

Die globale Wirtschaft steht vor beispiellosen Herausforderungen. Wie wirkt sich Trumps „America First“-Politik auf Europa aus? Was bedeutet der Handelskonflikt zwischen den USA und China für die Weltwirtschaft? Was wird für die zweite Jahreshälfte und das Jahr 2026 erwartet? Diese und weitere Fragen diskutieren die drei führenden Chefökonomen der Versicherungsbranche mit GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

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„Vertrauen lässt sich leicht verspielen“

Mit Blick auf den aktuellen Handelskonflikt waren sich die drei Chefökonomen einig, dass sich Europa derzeit in einer schwierigen Situation befindet. Menhart sprach vor dem Hintergrund der US-Zollpolitik von einem „gleitenden Vertrauensverlust“, vor allem Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas sei stark betroffen, wenn eine Einigung im Zollkonflikt ausbleibe. Sorgen bereit ihm der Versuch von US-Präsident Donald Trump, Einfluss auf die US-Notenbank Fed zu nehmen. „Vertrauen lässt sich leicht verspielen“, warnte Menhart.

Haegeli sprach von einem „Spagat für die Fed“. Die US-Zollpolitik könne sich als „Bumerang“ erweisen, wenn die US-Wirtschaft in eine sogenannte Stagflation rutsche, also eine Situation mit hoher Inflation bei gleichzeitig stagnierender Wirtschaftsleistung. „Das Wachstumsbild schwächt sich klar ab, daher wird eine Zinssenkung kommen müssen.“

Aus Sicht Subrans birgt der Handelskonflikt der USA mit China auch eine „Chance für Diplomatie“. Die aktuelle Übergangsphase müsse genutzt werden, um eine Eskalation zu vermeiden. „Aber der Ausgang des Zollstreits bleibt ungewiss, denn die USA und China stehen sich als Konkurrenten gegenüber, und der Handel ist dabei nur ein Teil des Konflikts.“  

Der Chefökonomen-Talk findet in der Regel zweimal jährlich statt. Die Diskussion wird von GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen moderiert und live auf der GDV-Webseite gestreamt.