Was Europa aus Australiens Consumer Data Right lernen kann
Was kann Europa aus Australiens Fehlstart lernen? Trotz ambitionierter Ziele haben hohe Kosten und geringe Nutzerzahlen zu einem Umdenken beim australischen Consumer Data Right (CDR) geführt. Mit dem Vorschlag für die Financial Data Access Regulation (FiDA) steht Europa nun vor ähnlichen Herausforderungen. Ein gezielter, marktorientierter Ansatz könnte helfen, ähnliche Fallstricke zu vermeiden und echten Mehrwert für Verbraucher und Anbieter zu schaffen.

Open Finance, also der sichere Zugriff Dritter auf Finanzdaten mit Zustimmung des Kunden, steht in vielen Ländern – von Australien über Indien und Singapur bis hin zu den USA – im Mittelpunkt der Diskussionen der Regulierungsbehörden. Ziel ist es, Verbraucherinnen und Verbrauchern mehr Kontrolle über ihre Daten zu geben, den Wettbewerb zu fördern und innovative Dienste wie personalisierte Finanzberatung, schnellere Anbieterwechsel und bessere Produktvergleiche zu ermöglichen.
In der EU hat die Europäische Kommission im Jahr 2023 die FiDA vorgeschlagen. FiDA erweitert den regulierten Datenaustausch weit über Zahlungskontodaten hinaus und umfasst nun auch Hypotheken, Kredite, Spareinlagen, Investitionen, Versicherungen, Renten und mehr.
Mit FiDA sollen Finanzinstitute (u.a. Banken, Versicherer, Investmentfirmen und Rentenanbieter) verpflichtet werden, diese Daten auf Wunsch der Kundinnen und Kunden mit autorisierten Drittanbietern zu teilen.
Welche potenziellen Auswirkungen könnten sich für Finanzinstitute und Kundinnen und Kunden ergeben? Um dies zu verstehen, ist es wichtig, einen Blick auf Länder zu werfen, in denen ähnliche Gesetze eingeführt wurden, und auf die Auswirkungen, die sie auf Finanzinstitute hatten.
Australiens Consumer Data Right
Australien hat 2019 das CDR-Gesetz eingeführt. Das CDR bietet Verbraucherinnen und Verbrauchern die Möglichkeit, bestimmte Daten über ein sicheres System mit anderen akkreditierten Unternehmen zu teilen. Auf diese Weise können Verbraucher Produkte und Dienstleistungen vergleichen, einfacher den Anbieter wechseln und von individuellen Angeboten profitieren. Das CDR begann im Bankensektor und sollte auf andere Sektoren wie Telekommunikation und Energie ausgeweitet werden.
Fünf Jahre später zeigt sich ein ernüchterndes Bild: Die Gesamtausgaben der Branche seit 2018 übersteigen 1,5 Mrd. AUD (ca. 900 Mio. EUR), einzelne Großbanken wie Westpac investierten bis zu 200 Mio. AUD (ca. 120 Mio. EUR). Dennoch nutzten Ende 2023 nur rund 0,3 % der Bankkundinnen und Kunden das System aktiv.
Hohe Kosten, geringe Wirkung
Trotz der Investitionen blieb der Mehrwert begrenzt. Über die Hälfte der erteilten Datenfreigaben wurde nicht verlängert, und 27 % der Prozesse scheiterten technisch. Die Datenqualität ist oft mangelhaft: Referenzdaten sind unvollständig oder fehlerhaft, was Vergleichsplattformen und andere Anwendungen einschränkt. Banken sehen kaum strategischen oder finanziellen Nutzen und erfüllen nur noch die Mindestanforderungen.
Eine Regierungsüberprüfung 2022 kam zu dem Schluss, dass das CDR sein Potenzial nicht entfaltet hat. 2024 forderte der Finanzminister einen vollständigen „Reset“. Die geplante Ausweitung auf weitere Sektoren wurde gestoppt, um zusätzliche Kosten ohne Nutzen zu vermeiden. Stattdessen soll das System strategisch neu ausgerichtet werden, mit klareren Anwendungsfällen, einfacherer Umsetzung und geringeren Kosten.
Was bedeutet das für Europa?
Australiens Erfahrung ist eine klare Warnung: ein rein regulatorisch getriebener Top-down-Ansatz kann hohe Kosten verursachen, ohne Akzeptanz bei Verbrauchern und Anbietern zu schaffen. Ein schrittweiser, marktorientierter Weg, wie ihn Frankreich und Spanien im Rahmen von FiDA vorschlagen, könnte helfen, ähnliche Risiken zu vermeiden und sicherzustellen, dass Open Finance echten Nutzen bringt.