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Regulierung

Mit Szenarioanalysen sichern sich Versicherer gegen Klimarisiken ab

Wie betreffen die Auswirkungen des Klimawandels auf kurze und auf sehr lange Sicht einzelne Versicherer? Mit Szenarioanalysen bereiten sich die Unternehmen frühzeitig auf neuartige oder größere Risiken vor.

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© Pexels /Poyee Tsang

Mit dem Klimawandel gehen neue Risiken für Versicherer einher. 

Der Klimawandel ist im vollen Gange. Im Prinzip ist für alle klar: Die Risiken, die er für unsere Gesellschaft mit sich bringt, fallen umso stärker aus, je weniger und je später Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Ein möglichst schneller Übergang zu einer kohlenstoffarmen Form des Wirtschaftens ist unausweichlich.

Für die Wirtschaft ist aber nicht nur der Klimawandel selbst, sondern auch dieser Übergang – die „Transition“ – mit erheblichen Umwälzungen und Unsicherheiten verbunden.

Als Risikoträger und Investoren stehen die Versicherer vor der Aufgabe, die mit dem Klimawandel und der Transition verbundenen Risiken vorausschauend zu identifizieren und zu bewerten. Dazu können Szenarioanalysen dienen. Dies ist mittlerweile, seit 2022, auch eine Anforderung, die die Versicherungsaufsicht an die Unternehmen stellt. Die Ergebnisse stellen die Versicherungsunternehmen in ihren sogenannten ORSA-Berichten an die Aufsicht dar (die Abkürzung steht für Own Risk and Solvency Assessment). Dort sind Klimawandelszenarien einer von mehreren Bausteinen, mit denen die künftige Risikoentwicklung aus Sicht der Unternehmen untersucht wird. Das ORSA selbst ist wiederum ein Teil des Aufsichtssystems Solvency II.

Die im März 2023 noch einmal deutlich erweiterte Broschüre zu „Klimawandelszenarien im ORSA“ richtet sich an die Mitgliedsunternehmen des GDV. Sie soll Denkanstöße geben und Möglichkeiten aufzeigen, wie die Unternehmen das Thema angehen und sich den Anforderungen der Aufsicht annähern können. Die konkrete Umsetzung in den Unternehmen muss sich jedoch am eigenen Risikoprofil und den jeweiligen Möglichkeiten orientieren und steht ausschließlich in der Verantwortung der Unternehmen.

Mit diesen Szenarien rechnen die Unternehmen

Zwei Gruppen von Szenarien werden am häufigsten analysiert (Stand September 2022):

  • Das häufigste Szenario (untersucht von 139 Versicherungsunternehmen, die für 77 % der Bruttobeitragseinnahmen stehen) geht von einem begrenzten Anstieg von unter 2 Grad Celsius aus. Mehrheitlich wird dabei ein Transitionsszenario mit einem wirtschaftlichen Schock angenommen, wie zum Beispiel das „Delayed Transition“-Szenario des Network for Greening the Financial System (NGFS). Darin wird ein plötzlicher, unerwarteter Beginn der Transformation vorausgesetzt. Ein solches Szenario eignet sich besonders gut, um die Kapitalanlage unter gestressten Bedingungen zu analysieren.
  • Szenarien mit einem globalen Temperaturanstieg zwischen 2 und 4 Grad Celsius werden von fast ebenso vielen Versicherern zur Bewertung der langfristigen Auswirkungen des Klimawandels verwendet (138 Versicherungsunternehmen mit 68 % der Bruttobeitragseinnahmen). Ein Szenario aus diesem Bereich ist beispielsweise das „Current Policies“-Szenario des NGFS, in dem ausreichende politische Maßnahmen zur Begrenzung des Temperaturanstiegs unterbleiben. Dies eignet sich insbesondere gut dafür, die physischen Auswirkungen einer Hot-House-World , wie zum Beispiel häufiger wiederkehrende Naturkatastrophen, zu analysieren.


Bitte beachten Sie die Hinweise zur Verarbeitung der NGFS-Daten:

Für die Darstellungen der Entwicklung wirtschaftlicher Größen in dem Dokument GDV_Klimawandelszenarien_ORSA.pdf wurden Daten aus dem NGFS Scenario Explorer genutzt. Bei dem NGFS handelt es sich um das Network for Greening the Financial System (im Folgenden auch "Rechteinhaber" genannt), einem weltweiten Zusammenschluss von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden. Alle Daten unterliegen einem Urheberrechtsschutz des Rechteinhabers, der daran einfache Datenbankrechte nach dem EU-sui-generis-Datenbankschutz geltend macht. Der Rechteinhaber stellt den NGFS Scenario Explorer den Nutzern aber kostenfrei zur Verfügung. Dies geschieht unter Ausschluss der Gewährleistung sowie unter Einbezug der unter https://data.ene.iiasa.ac.at/ngfs/#/license  einsehbaren Lizenzvereinbarung, die als Public License eine Adaption der Creative Commons Attribution 4.0 International Public License darstellt. Mit der Nutzung des NGFS Scenario Explorers werden die zugrundeliegenden Daten durch Anwendung von Szenarien einer Bearbeitung unterzogen. Die in Kapitel 2 und 4 enthaltenen Abbildungen in dem Dokument und die entsprechenden Daten in der oben genannten Datei sind das Ergebnis dieser Bearbeitung. Das Urheberrecht des Rechteinhabers setzt sich an diesen Abbildungen und Daten fort.