Zur Suche
Klima

Klimawandelszenarien gehören zu nachhaltiger Geschäftstätigkeit von Versicherern

Ein Jahrhunderthochwasser trifft die Menschen alle hundert Jahre. Oder? Eine Erhebung des Verbands zeigt: die Versicherer setzen sich verstärkt mit den langfristigen Folgen des Klimawandels auseinander.

Lesedauer
© Unsplash

Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits spürbar. Die Versicherer sind darauf eingestellt.

Dabei ist klar: Jedes Unternehmen trägt andere Risiken. Es gibt verschiedene Zielgruppen, unterschiedliche Ausrichtungen bei der Risikozeichnung oder auch bei der Kapitalanlage, wenn die Beitragsgelder der Versicherten angelegt werden.

Damit Versicherer frühzeitig die Risiken des Klimawandels identifizieren und darauf reagieren können, führen sie eigene Szenarioanalysen durch, in denen mögliche Entwicklungen exemplarisch untersucht werden. Auch die Versicherungsaufsicht verlangt das von den Unternehmen. Dies ist Teil des sogenannten Own Risk and Solvency Assessment (ORSA), ein zentraler Baustein des Risikomanagements der Versicherer. Die Branche hat bereits umfangreiche erste Ansätze für diese Szenarien erarbeitet, der Verband hat nun eine Erhebung zur Umsetzung durchgeführt.

Mit diesen Szenarien rechnen die Unternehmen

Zwei Gruppen von Szenarien werden am häufigsten analysiert:

  • Das häufigste Szenario (77 % der Bruttobeitragseinnahmen, 139 Versicherungsunternehmen) geht von einem begrenzten Anstieg von unter 2 Grad Celsius aus. Mehrheitlich wird dabei ein Transitionsszenario mit einem Schock angenommen, wie zum Beispiel das „Delayed Transistion“-Szenario des Network for Greening the Financial System (NGFS). Darin wird ein plötzlicher, unerwarteter Beginn der Transformation vorausgesetzt. Ein solches Szenario eignet sich besonders gut, um die Kapitalanlage unter gestressten Bedingungen zu analysieren.
  • Szenarien mit einem globalen Temperaturanstieg zwischen 2 und 4 Grad Celsius werden von fast ebenso vielen Versicherern zur Bewertung der Auswirkungen des Klimawandels verwendet (68 % der Bruttobeitragseinnahmen, 138 Versicherungsunternehmen). Ein Szenario aus diesem Bereich ist beispielsweise das „Current policies“-Szenario von NGFS, in dem politische Maßnahmen zur Begrenzung des Temperaturanstiegs ausbleiben. Dies eignet sich insbesondere gut dafür, die physischen Auswirkungen einer Hot-House-World zu analysieren, wie zum Beispiel häufiger wiederkehrende Naturkatastrophen.

Die Versicherer beziehen also zunehmend auch sehr langfristige Klimaszenarien in ihr Risikomanagement ein. Herausfordernd bleibt jedoch die Verfügbarkeit von Daten. Hier erhofft sich die Branche Verbesserungen z.B. durch die Einführung des European Single Access Point (ESAP).