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Klima

Klimarisiken bewältigen – Ziele in die Tat umsetzen

Der Klimawandel verändert Europas Risikolandschaft grundlegend, mit häufigeren und intensiveren Überschwemmungen, Stürme, Hitzewellen und Dürren. Die Stärkung der Resilienz ist daher zu einer dringenden wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Priorität geworden.

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© Brault Laura

Von links nach rechts: Florian Wimber (GDV), Tilman Lueder (EU-Kommission, DG FISMA), Stine Bosse (Mitglied des Europäischen Parlaments), Götz Treber (GDV)

In diesem Kontext haben wir Stine Bosse, Mitglied des Europäischen Parlaments, Tilman Lueder, Head of Unit für Versicherungen und Pensionen bei der EU-Kommission (DG FISMA), sowie Götz Treber, Leiter des Kompetenzzentrums Unternehmenssteuerung und Regulierung beim GDV, eingeladen, um zu diskutieren, wie sich Europas Klimaziele in konkrete Maßnahmen für eine widerstandsfähigere Wirtschaft umsetzen lassen. Die Podiumsdiskussion wurde von einer Ausstellung begleitet, die zentrale Ergebnisse des GDV-Nachhaltigkeitsberichts 2025 präsentierte.

Von Ambition zur Umsetzung

Die Teilnehmenden waren sich einig: Europa muss über das Setzen von Klimazielen hinausgehen und sich auf greifbare Ergebnisse konzentrieren. Während die EU bei der Emissionsminderung Fortschritte erzielt hat, zeigt die wachsende Zahl wetterbedingter Katastrophen, dass Anpassung und Resilienz ebenso viel Aufmerksamkeit benötigen. Klimarisiken zu bewältigen wurde sowohl als ökologische Notwendigkeit als auch als wirtschaftliche Chance beschrieben: eine Möglichkeit, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und Gesellschaften auf zukünftige Risiken vorzubereiten.

Der kommende „European Integrated Framework for Climate Resilience“ wird darlegen, wie sich lokale Gemeinschaften auf Klimafolgen vorbereiten können, wie Finanzsysteme Resilienz besser unterstützen und wie öffentliche und private Akteure effektiver zusammenarbeiten. Die Teilnehmenden betonten, dass Europa global führend sein sollte, nicht nur durch Reaktion auf Katastrophen, sondern auch durch deren Vermeidung mittels gezielter Investitionen und strategischer Planung. Ambitionen in Taten umzusetzen bedeutet, Strategien in greifbare Ergebnisse zu übersetzen, und die Resilienz vor Ort sichtbar machen.

Die wirtschaftliche Dimension der Resilienz

Die Redner betonten, dass Klimaresilienz nicht nur ein ökologisches Ziel, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit ist. Investitionen in Prävention und Anpassung senken künftige Schäden und schaffen Chancen in nachhaltiger Infrastruktur, grünen Technologien und Innovation. Resilienz zu stärken ist eine strategische Investition in Europas Wettbewerbsfähigkeit und langfristigen Wohlstand.

Gleichzeitig warnten die Teilnehmenden davor, dass Europa Gefahr läuft, gegenüber Akteuren wie China und Kalifornien zurückzufallen, die bereits massiv in grüne Investitionen und datengetriebene Klimapolitik voranschreiten. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die EU nicht nur ambitionierte Ziele setzen, sondern auch sichtbare Fortschritte erzielen und privates Kapital für Resilienzprojekte gewinnen.

Ein verlässlicher politischer Rahmen und wirksame, marktorientierte Versicherungslösungen wurden als entscheidende Instrumente identifiziert, um Investitionen freizusetzen, Risiken zu teilen und Schutzlücken zu schließen, ohne sich allein auf staatliche Absicherungen zu verlassen. Resilienz müsste sowohl als wirtschaftliches als auch als moralisches Gebot verstanden werden.

Prävention und nachhaltiges Bauen

Prävention wurde als eine der am meisten unterschätzten, aber entscheidenden Säulen der Klimaresilienz hervorgehoben. Die Teilnehmenden betonten: Resilienz beginnt lange bevor Katastrophen eintreten, bei der Entscheidung, wo und wie wir bauen. Kommunen spielen durch wirksame Bauvorschriften und Planungsregeln eine Schlüsselrolle bei der Schadensvermeidung. Zwar liegt die Verantwortung für Baustandards bei den Mitgliedstaaten, doch eine stärkere Koordination und der Austausch von Wissen könnten die Gesamtvorsorge erheblich verbessern. 

Mehrere Beispiele zeigten, wie Prävention und Innovation Hand in Hand gehen: Die österreichische Plattform HORA verdeutlicht, wie Risikodaten und Karten eine klimaresiliente Planung unterstützen können. Ebenso wurde das Neue Europäische Bauhaus als Inspiration genannt, um Nachhaltigkeit, Funktionalität und Ästhetik in moderner Architektur zu vereinen. Die Teilnehmenden ermutigten die Mitgliedstaaten, voneinander zu lernen und eine „Bibliothek der Initiativen“ zu schaffen, um praktische Lösungen grenzüberschreitend zu teilen, denn Klimafolgen machen nicht an Landesgrenzen halt.

Über Infrastruktur hinaus hängt Prävention auch von Menschen ab. Öffentliches Bewusstsein zu schärfen und Bürger, Planer sowie Kommunen über Klimarisiken und adaptive Bauweisen zu informieren, ist entscheidend für langfristige Resilienz. Präventives Verhalten darf keine isolierte Maßnahme sein, sondern eine gemeinsame gesellschaftliche Verantwortung, eingebettet in die Art und Weise, wie Europa plant, baut und wieder aufbaut.

Der GDV dankt allen Teilnehmenden für ihre wertvollen Beiträge zu dieser wichtigen Diskussion. Ihre Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung kollektiven Handelns, von Innovation und Investitionen zur Stärkung der Klimaresilienz Europas. Gemeinsam können diese Anstrengungen helfen, Ambitionen in nachhaltigen Fortschritt für ein wettbewerbsfähiges und zukunftsfähiges Europa zu verwandeln.

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