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Digitalisierung

Was bedeutet der digitale Euro für den Zahlungsverkehr in der Eurozone?

Die Europäische Zentralbank (EZB) plant die Einführung eines digitalen Euros, um die Vorteile des Bargeldes und der Digitalisierung in einem einzigen Zahlungsmittel zu vereinen. Doch welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen hätte die Einführung des digitalen Euros? Darüber spricht GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen mit Dr. Jürgen Schaaf von der EZB in einer neuen Ausgabe des Point of Views.

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© Unsplash

Mit ihrer Idee eine digitale Leitwährung einzuführen, steht die EZB keineswegs allein da. Auf der ganzen Welt erforschen Zentralbanken die Möglichkeiten des digitalen Geldes, unter anderem in China, Japan, Kanada und den USA. Insbesondere die G7-Staaten haben sich bereits im Juni 2021 darauf geeinigt, die Einführung digitaler Zentralbankwährungen gemeinsam zu koordinieren und zu unterstützen. 

Damit reagieren die führenden Industrienationen auf das atemberaubende Innovationstempo im Finanzsektor. Geldtransfers und Investments werden heute ganz selbstverständlich mit digitalen Technologien durchgeführt, die vor wenigen Jahren noch gar nicht existierten. Allein seit 2019 hat sich laut EZB der Anteil mobiler Zahlungen im Euroraum mehr als verdreifacht – und zwar in Anzahl und Wert. 

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Point of View mit Dr. Jürgen Schaaf (EZB)

In dieser Point of View-Ausgabe spricht GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen mit Dr. Jürgen Schaaf, Leiter des Geschäftsbereichs Marktinfrastrukturen und Zahlungsverkehr der Europäischen Zentralbank (EZB), über das Thema Digitaler Euro. 

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Digitaler Euro soll Vorteile physischen und virtuellen Geldes vereinen 

Der digitale Euro soll unser Bargeld ergänzen, nicht ersetzen. Für die Eurozone bietet er zahlreiche Vorteile gegenüber physischem Geld und kann neue Möglichkeiten für Verbraucher/-innen, Unternehmen und die gesamte Wirtschaft eröffnen. 

Das digitale Zentralbankgeld soll online und offline nutzbar sein. Verbraucher/-innen hätten eine virtuelle Geldbörse, auf die sie per Karte oder App zugreifen könnten.  

Im Gegensatz zu Kryptowährungen wie Bitcoin oder Dogecoin ist der digitale Euro zentral organisiert und unterliegt staatlicher Kontrolle und Regulierung durch die Europäische Zentralbank. Dadurch wird eine hohe Währungsstabilität gewährleistet und Preisschwankungen vermieden. Er wäre innerhalb der Eurozone als alltägliches Zahlungsmittel einsetzbar und entspräche den höchsten europäischen Standards in Bezug auf Datensicherheit und Schutz der Privatsphäre. 

Versicherer unterstützen digitalen Euro   

Auch die Versicherer sehen in erster Linie die Vorteile digitalen Zentralbankgeldes. Zudem gehen sie davon aus, dass der Euro und die Wirtschaft im Euroraum durch eine digitale Zentralbankwährung international wettbewerbsfähiger werden. 

Gegenwärtig arbeitet die EZB gemeinsam mit den nationalen Zentralbanken daran, mögliche Auswirkungen des digitalen Euro auf Wirtschaft und Gesellschaft besser zu verstehen. Voraussichtlich im September 2023 will der EZB-Rat über die Einführung des digitalen Euros entscheiden. 

Zudem plant die Kommission Ende Juni dieses Jahres einen Regulierungsvorschlag zu der Frage auf den Weg zu bringen, ob der digitale Euro gesetzliches Zahlungsmittel sein wird. Ob die Gesetzesinitiative jedoch noch in der laufenden Legislaturperiode bis Sommer 2024 umgesetzt werden kann, ist fraglich.