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Konjunktur & Märkte

Kreditversicherer warnen: Mehr Betrugsfälle durch Künstliche Intelligenz

Die deutschen Kreditversicherer registrieren eine Zunahme erfolgreicher Betrugsfälle, bei denen die Täter Künstliche Intelligenz einsetzen.

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© Tobias Reich / unsplash

„Kriminelle nutzen KI, um ihre Betrugsmaschen zu perfektionieren: Die Angriffe nehmen zu, die Auswahl potenzieller Opfer wird präziser und die Inhalte werden glaubwürdiger. In der Folge geben mehr Beschäftigte sensible Daten weiter oder autorisieren unberechtigte Zahlungen“, sagt Thomas Langen, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Das schlägt sich in den Zahlen der Kreditversicherer nieder. „Nach einer aktuellen Hochrechnung des GDV werden die Schäden in der Vertrauensschadenversicherung – die Unternehmen unter anderem nach Betrugsfällen entschädigt – im Jahr 2025 auf mehr als 200 Millionen Euro steigen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 20 Prozent.“ erklärt Langen.  

Die Kreditversicherer raten Unternehmen daher, Sicherheits- und Compliance-Strukturen zu überprüfen und zu stärken. „Klare Kontrollmechanismen, eine offene Kommunikationskultur sowie regelmäßige Schulungen für Mitarbeitende können viele Schäden verhindern“, so Langen.

Kreditversicherer erwarten für 2026 einen weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen

Besorgt sind die Kreditversicherer nicht nur mit Blick auf zunehmende Betrugsfälle, sondern auch hinsichtlich der gesamtwirtschaftlichen Lage. „In diesem Jahr dürfte die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um rund 10 Prozent auf 24.000 steigen. Für 2026 rechnen wir mit einem weiteren Anstieg auf dann 24.500 Unternehmensinsolvenzen“, sagt Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des GDV. Noch stärker steigen aktuell die Zahlungsausfälle nach Insolvenzen. Nach 56 Milliarden Euro im Vorjahr könnten sie sich in diesem Jahr auf bis zu 65 Milliarden Euro summieren. 

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Risiken sehen die Kreditversicherer fast in der gesamten Breite der deutschen Wirtschaft: „In der Automobilindustrie steht die gesamte Wertschöpfungskette unter einem immensen Druck. Energieintensive Industrien wie Stahl oder Chemie leiden unter hohen Kosten bei schwacher Nachfrage. Im Gesundheitswesen müssen sowohl Apotheken als auch kleine und mittelgroße Krankenhäuser um ihre Zukunft kämpfen. Leicht positive Signale sehen wir hingegen in der Bauindustrie. Insbesondere im Tiefbau scheint sich das 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturpaket in einem steigenden Auftragsbestand bemerkbar zu machen“, sagt Langen. 

Deckungsvolumen erreicht mit über 600 Milliarden Euro neues Rekordhoch

Dazu sagt Langen: „Trotz des aktuell schwachen wirtschaftlichen Umfelds decken die deutschen Kreditversicherer 2025 Ausfallrisiken in Höhe von über 600 Milliarden Euro. Zum Deckungsvolumen der Warenkreditversicherung in Höhe von 506 Milliarden Euro kommen weitere 98 Milliarden Euro aus Kautionsversicherungen, mit denen die Versicherer Bürgschaften und Garantien zur Verfügung stellen. „Die Kreditversicherer übernehmen damit in schwierigen Zeiten zusätzliche Verantwortung und leisten einen wichtigen Beitrag zur Stabilität der deutschen Wirtschaft“, so Langen. Angesichts einer aktuellen Studie des GDV, nach der zwar über 40 Prozent der großen, aber nur 10 Prozent der mittelgroßen deutschen Unternehmen eine Warenkreditversicherung nutzen, sagt Langen: „Jeder Zahlungsausfall kann verheerende Folgen – besonders im Hinblick auf die oftmals geringere Liquidität von Mittelständlern – haben und im schlechtesten Fall zur eigenen Insolvenz führen. Die Marktdurchdringung in diesem Segment künftig auszubauen, liegt ebenso in unserem Interesse wie im Interesse des deutschen Mittelstandes.“

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Hintergrund: Die drei Sparten der Kreditversicherung

Die Warenkreditversicherung dient der Absicherung von Lieferantenkrediten. Sie springt ein, wenn ein Abnehmer ausstehende Forderung des versicherten Unternehmens nicht oder nicht fristgerecht begleichen kann oder will. Ein Insolvenzverfahren des Abnehmers ist dafür nicht nötig.  

Eine Vertrauensschadenversicherung zahlt, wenn Unternehmen Opfer krimineller Vertrauenspersonen geworden sind, also wenn Mitarbeitende Geld unterschlagen, das Unternehmen sabotieren, Geschäftsgeheimnisse verraten oder sich der Untreue schuldig machen. Ebenso versichert sind die Taten fremder Betrüger. Dazu gehört zum Beispiel der sogenannte CEO-Fraud, bei dem Beschäftigte auf vermeintliche Weisung eines etwa durch KI vorgetäuschten hochrangigen Managers einen Vermögensschaden verursachen, in dem sie Geld von Firmenkonten unwissentlich an Kriminelle überweisen.  

Eine Kautionsversicherung übernimmt für ihre Kunden Garantien und Bürgschaften zur Sicherung vertraglicher oder gesetzlicher Pflichten. Das gibt den Geschäftspartnern Sicherheit und verschafft den Kunden Finanzierungsspielraum und Liquidität.

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