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Digitalisierung

Cloud-Strategien souverän gestalten

Die zweite Ausgabe der GDV-Studienreihe zur Digitalen Souveränität zeigt, wie Versicherer bei ihrer Cloud-Strategie im Spannungsfeld zwischen Leistungsfähigkeit und Kontrolle die richtigen Entscheidungen treffen – mit klaren Kriterien, geopolitischen Szenarien und einem praxisnahen Entscheidungsmodell.

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© gorodenkoff / Getty Images

Cloud-Technologien sind ein Schlüssel zur digitalen Transformation in der Versicherungsbranche. Während lange Zeit vor allem das Kosten-Nutzen-Verhältnis zählte, rückt angesichts geopolitischer Turbulenzen zunehmend die digitale Souveränität in den Fokus. Es gilt, die Balance zwischen Souveränität, Sicherheit und leistungsfähiger IT zu finden. Wie gelingt der Spagat?

Dieser Frage widmet sich die zweite Ausgabe der GDV-Studienreihe „Digitale Souveränität“. Im Mittelpunkt der ersten Ausgabe stand das Management der digitalen Souveränität innerhalb von Unternehmen. Der nun veröffentlichte zweite Teil vertieft diesen Ansatz mit einem Fokus auf Cloud-Infrastrukturen und strategische Entscheidungsprozesse.

Strategien unter geopolitischem Druck

Cloud-Strategien entstehen nicht im luftleeren Raum. Sie sind eingebettet in ein zunehmend angespanntes geopolitisches Umfeld, das Unternehmen vor neue Herausforderungen stellt. Auf der einen Seite steht die Leistungsfähigkeit von Cloud-Angeboten – gemessen an Skalierbarkeit, Automatisierung und globaler Verfügbarkeit. Gerade Hyperscaler Clouds internationaler Anbieter bieten hier viele Vorteile. Gleichzeitig bedeuten sie aber auch: mehr Abhängigkeit, weniger Kontrolle und höhere Barrieren beim Anbieterwechsel. Am anderen Ende des Spektrums stehen souveräne oder europäische Clouds, die mehr Autarkie und Datenschutz bieten, aber bei Standardisierung und Skalierbarkeit zurückstehen können.

Das Spannungsfeld zwischen Funktionalität und Unabhängigkeit zwingt Unternehmen dazu, ihre Cloud-Strategien differenziert zu denken – auch mit Blick auf mögliche Entwicklungen im geopolitischen Umfeld. Dazu zeichnet die Studie drei Szenarien: 

  1. Schnelle Erholung:
    Stabile geopolitische Rahmenbedingungen ermöglichen den vollen Fokus auf Leistungsfähigkeit und Innovation. Dennoch sollten bestehende Abhängigkeiten dokumentiert und alternative Optionen strategisch mitgedacht werden.

  2. Konstante Unsicherheit:
    Ein dauerhaft angespanntes Umfeld erfordert resilientere Cloud-Architekturen – etwa durch Multi-Cloud-Strategien und flexible Governance. Ziel ist es, rasch auf Veränderungen reagieren zu können.

  3. Verschärfung:
    Bei drastischen Entwicklungen kann der Zugriff auf Cloud-Dienste eingeschränkt oder blockiert sein. Unternehmen sollten frühzeitig unabhängige Betriebsmodelle prüfen und ihre Krisenfestigkeit gezielt stärken.

Je nach Szenario ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an Flexibilität, Ausfallsicherheit und Providerstrategie.

Praxisnahes Entscheidungsmodell für souveräne Cloud-Nutzung

Die GDV-Studie bietet dafür mit einem mehrstufigen Entscheidungsbaum ein praxistaugliches Werkzeug, um souveräne Cloud-Alternativen gezielt auszuwählen. Im Mittelpunkt stehen drei zentrale Kriterien:

  1. Zugriffsschutz: Kann ein Zugriff durch Dritte – selbst im Notfall – ausgeschlossen werden?
  2. Lokalisierung: Müssen Datenhaltung und Betrieb vollständig in der EU erfolgen?
  3. Survivability: Ist der Weiterbetrieb auch ohne kritische Updates für mindestens sechs Monate erforderlich?

Je nach Beantwortung dieser Fragen ergeben sich unterschiedliche Optionen – von der Nutzung klassischer Hyperscaler über hybride Modelle bis hin zu vollständig souveränen oder europäischen Clouds. Ziel ist es, nicht nur technologische Anforderungen zu erfüllen, sondern auch strategische Resilienz aufzubauen.

Daneben gibt es selbstverständlich noch zahlreiche weitere Merkmale, die ergänzend bei der Entscheidungsfindung herangezogen werden können, wie Funktionsumfang, Service Level Agreements (SLAs), Preisgestaltung, usw.

Wer souverän handelt, ist resilienter

Unternehmen, die ihre Cloud-Strategie heute bewusst gestalten, sichern sich entscheidende Vorteile – nicht nur in geopolitischen Krisen, sondern auch im Umgang mit regulatorischen Vorgaben, bei der Entwicklung neuer Lösungen und im Aufbau von Vertrauen bei Kunden und Partnern.

Die Studie macht deutlich: Digitale Souveränität ist ein Schlüsselthema – und verdient hohe Priorität in der strategischen Planung.

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