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Transformation

Kann die Nachhaltigkeitsregulierung ihre Ziele erreichen?

„Sustainable Finance – What’s next“ lautete der Titel des aktuellen politischen Dialogs in Brüssel. Die Gäste konnten eine inspirierende Diskussion zwischen Regulierung und regulierten Unternehmen erleben.

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© GDV

Von links nach rechts: Moderatorin Jacki Davis, Paulina Dejmek Hack (DG FISMA) und Christoph Jurecka (MunichRE)

Paulina Dejmek Hack, Director General Affairs von der DG FISMA (Directorate General for Financial Stability, Financial Services and Capital Markets Union) der EU-Kommission, und Christoph Jurecka, Chief Financial Officer (CFO) der MunichRE, warben dabei für den gelegentlichen Perspektivenwechsel zwischen Regulierern und Regulierten.

Die Kosten für den Umbau der Wirtschaft sind gewaltig. Mit nicht weniger als eine Billion Euro wird der Umbau der Wirtschaft allein in den nächsten zehn Jahren zu Buche schlagen. An der Finanzierung des Umbaus beteiligt sich die EU und ihre Mitgliedstaaten über Subventionen und Transformationshilfen. Der größte Teil der Mittel muss aber aus der Wirtschaft selbst aufgebracht werden. Die Europäische Union steuert die Verwendung von Finanzmitteln als Investments etwa in Transformationsprojekte wie Windkraftanlagen oder CO2-neutrale Mobilitätsformen über ein komplexes Regulierungsgerüst vor allem aus Transparenz- und Offenlegungsvorschriften.

Nachhaltigkeitsregulierung beruht auf drei Säulen

So fasste auch Dejmek Hack zunächst noch einmal die drei Säulen zusammen, auf denen die Regulierung der EU beruht. Da ist zum einen die Taxonomie, ein Katalog von Aktivitäten, die nachhaltig oder „grün“ sind und eine Grundlage für alle weiteren Regulierungsprojekte darstellt. Die zweite Säule stellten die Offenlegungs- und Transparenzvorschriften dar, die sich gerade in der Umsetzungsphase befinden. Die dritte Säule ist der von ihr so bezeichnete „Grüne Werkzeugkasten“ aus verschiedenen kleineren Regulierungsprojekten wie dem Green Bond Standard oder der Regulierung von ESG-Ratingagenturen.

Die grüne Transformation in Angriff nehmen würden die Unternehmen auch ohne „Regulierungshilfe“ von der Kommission, so Jurecka. Schließlich sei die MunichRE einer der größten Zahler der Folgen des Klimawandels. Die Regulierung sei aber wichtig für das Setzen von allgemeingültigen Standards und bei der Formulierung einer gemeinsamen „Sprache“ für die Finanzwirtschaft. Gleichzeitig warnte Jurecka aber vor einer Spaltung der Regulierungslandschaft zwischen EU-Regeln und den Maßgaben des internationalen Nachhaltigkeitsstandardsetzers ISSB (International Sustainability Standards Board). Zu bevorzugen seien global einheitliche Regeln, denn der Klimawandel und auch die Geschäftstätigkeit von großen Versicherern machen nicht an den Grenzen der Europäischen Union halt. So gebe es teilweise einen großen Übersetzungsaufwand zwischen Anforderungen etwa an Versicherungskunden in Japan oder Australien auf der einen und der EU auf der anderen Seite.

Die Notwendigkeit von einheitlichen Standards unterstrich auch Paulina Dejmek Hack. Die Kommission und die Gremien, die mit der Setzung von Standards beauftragt sind, gäben sich größte Mühe, auf einheitliche Standards hinzuwirken. Die europäischen und die internationalen Standards seien unterschiedlich gewachsen. Die Welt sei aber leider nicht ideal.

Die Transformation kann nur gemeinsam gelingen

Prinzipiell einig waren sich beide Gesprächsteilnehmer, dass beide Seiten – Regulierer und Regulierte – die notwendigen Veränderungen mit großem Willen und zügig angehen. Dejmek Hack attestierte dem Versicherungssektor, sich aktiv in die Transformation einzubringen. Jurecka sieht im Detail Grenzen der Regulierungsinitiativen. So fehlten den Regelwerken teilweise ein ganzheitlicher Ansatz, der Blick auf das Große und Ganze. Es sei zum Beispiel fraglich, warum eine Investition in die Aufforstung von Wäldern außerhalb der EU nicht taxonomiekonform, also keine „grüne Aktivität“ im Sinne der Regulierung sei.

Das Fazit: Bei den Zielen sind sich die EU-Kommission und die regulierten Versicherungsunternehmen einig. Der Teufel steckt wie so oft im Detail der zahlreichen Regelungen. Am Ende waren sich beide Diskussionsteilnehmer einig, dass ein gelegentlicher Perspektivenwechsel dem gegenseitigen Verständnis guttun würde.

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