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Mobilität

Unfallforscher: So wird der Radverkehr sicherer

Der Radverkehr nimmt zu. Die Zahl der Fahrradunfälle bleibt konstant hoch, bei Senioren steigt sie sogar. Die Experten der Unfallforschung der Versicherer (UDV) haben mehrere Vorschläge entwickelt, die den Radverkehr sicherer machen könnten.

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© Pexels/Pixabay

Das Fahrrad erfreut sich wachsender Beliebtheit. Der zunehmende Verkehr führt aber auch zu neuen Sicherheitsproblemen.

1. Grundstückszufahrten sicherer gestalten 

Die Einfahrten von Firmengeländen, Tankstellen, Supermarkt-Parkplätzen und Parkhäusern sind für Fahrradfahrer besonders gefährlich. „Fast jeder fünfte Unfall zwischen einem Radfahrer und einem Pkw und fast jeder siebte Unfall mit schwerverletzten oder getöteten Radfahrern passiert an einer solchen Grundstückszufahrt“, sagt der Leiter der UDV, Siegfried Brockmann. Er plädiert dafür, diese Zufahrten besser auszustatten. „Die Kommunen stellen bisher in aller Regel keine Anforderungen an die Grundstückszufahrt, dabei könnten sie die Eigentümer verpflichten, die Zufahrten verkehrssicher zu gestalten“, so Brockmann. Je nach Frequenz und Lage könnten für die Zufahrten freie Sichtachsen, das Anbringen von Spiegeln oder sogar die Installation einer Ampel vorgeschrieben werden. 

2. Assistenzsysteme zur Verhinderung sogenannter „Dooring“-Unfälle nutzen 

Gerade in Großstädten kommt es immer wieder zu Kollisionen und schweren Verletzungen von Radfahrern, wenn Autofahrer ihre Tür unachtsam öffnen. Verhindert werden könnten diese sogenannten „Dooring“-Unfälle durch einen einfachen Schulterblick, den viele Autofahrer allerdings vor dem Öffnen ihrer Tür vergessen. Abhilfe schaffen könnten die in vielen neueren Fahrzeugen verbauten Totwinkelwarner. „Dafür müssten die Systeme so eingestellt werden, dass sie bis zum Aussteigen der Passagiere aktiv bleiben und den Fahrer sowohl optisch als auch akustisch warnen, wenn sich ein Radfahrer nähert“, so Brockmann. Noch sicherer wäre es, wenn das System in einem solchen Fall für kurze Zeit die Autotür blockieren würde. 

3. Maximalmaße und -gewicht für Pedelecs festlegen 

Alle Fahrzeuge, die mit Tretunterstützung bis 25 km/h bewegt werden, gelten in Deutschland als Fahrrad und dürfen überall dort fahren und stehen, wo Fahrräder zugelassen sind. Begrenzungen für die maximale Breite, Länge, Höhe oder Gewicht gibt es nicht. „Angesichts der explosionsartigen Verbreitung von Lastenfahrrädern, Anhänger und diversen Um-, An und Aufbauten sehen wir auf den Straßen immer längere, breitere und schwerere Pedelecs, deren Dimensionen und Risiken mit denen eines herkömmlichen Fahrrads nichts mehr zu tun haben“, sagt Brockmann. Dadurch ergäben sich Probleme sowohl bei der Fahrt als auch beim Abstellen solcher Fahrzeuge im öffentlichen Straßenverkehr. Brockmann regt daher an, Vorgaben für die maximalen Maße und das maximale Gewicht eines Pedelecs festzulegen. 

4. Pedelecs an die Leistungsfähigkeit der Fahrer anpassen 

Angesichts der stark steigenden Unfallzahlen mit Pedelecs schlagen die Unfallforscher der Versicherer ein ganzes Maßnahmenbündel vor: „Grundsätzlich sollten Pedelecs bei einem Fachhändler gekauft werden, der über die Vor- und Nachteile von Front-, Heck- und Mittelmotor informiert, also seine Kunden fachkundig beraten und nach einem Kauf auch fachkundig in den Gebrauch des Pedelcs einweisen kann“, sagt Brockmann. Gerade für Senioren, die aus eigener Muskelkraft eine Geschwindigkeit von 25 km/h auf dem Fahrrad nicht mehr erreichen können, empfiehlt der Unfallforscher zudem ein Fahrsicherheitstraining mit dem neuen Pedelec. Noch besser wäre es nach Ansicht des Unfallforschers jedoch, wenn sich die Tretunterstützung an der Muskelkraft des Fahrers orientieren würde: „Aktuell erreicht jeder Fahrer auch mit geringstem Krafteinsatz die Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h. Mit Hilfe des schon vorhandenen Drehmomentsensors könnten Pedelecs aber auch so eingestellt werden, dass weniger kräftige Fahrer nicht mehr 25 km/h, sondern nur noch die Geschwindigkeit erreichen, die sie mit dieser Kraft auch auf einem “normalen” Fahrrad geschafft hätten. Sie könnten dank des Motors weiterhin ermüdungsfrei und auch bergauf fahren, während gleichzeitig das Risiko schwerer Verletzungen nach einem Unfall deutlich reduziert wäre“, so Brockmann.

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