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Nachhaltigkeit

Vertrieb im Zeichen von Verbraucherschutz und Nachhaltigkeit

Zwei Themen standen im Mittelpunkt der GDV-Vertriebskonferenz: Die EU-Kleinanlegerstrategie und die Frage, wie Versicherer und ihre Kunden mit dem Thema nachhaltige Kapitalanlage umgehen.

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© GDV

Fand erstmals seit 2020 wieder als Präsenzveranstaltung statt: Die GDV-Vertriebskonferenz in Berlin. 

Mit ihrem Vorschlag will die Kommission erreichen, dass mehr Menschen von den Chancen am Kapitalmarkt profitieren. „Wenn aus Sparern Investoren werden sollen – die Kleinanlegerstrategie der EU-Kommission” lautete denn auch der Titel des ersten Panels der Vertriebskonferenz, die nach zwei Jahren erstmals wieder als Präsenzveranstaltung in Berlin stattfand. 

Kern der von GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen moderierten Diskussion mit den am aktuellen Gesetzgebungsprozess Beteiligten waren die im Aktionsplan für die Kapitalmarktunion vorgeschlagenen neuen Regeln für Informationspflichten sowie die Maßnahmen zur Förderung der Finanzbildung und zur Reduktion der Komplexität von Produkten.

„Interessen des Kunden stehen im Vordergrund“

Einig waren sich die Diskutanten, dass Kleinanleger wirksam geschützt werden müssen und Finanzanlageprodukte aller Art über Ländergrenzen hinweg vergleichbar sein sollen, damit das angestrebte Ziel erreicht wird, Sparern zu mehr Rendite zu verhelfen und Kapital in die europäische Realwirtschaft zu lenken.

David Cowan aus der Abteilung Verbraucherschutz bei EIOPA machte deutlich, was aus Sicht der europäischen Aufsichtsbehörde für die Verbraucher wichtig ist: Die Menschen dazu zu bringen, mehr zu sparen und ihnen dabei „eine sichere Umgebung“ sowie „finanzielle Bildung“ anzubieten. Für ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis könnten das auch digital vertriebene Produkte sein. Diese dürften aber nicht zu komplex werden, man müsse sie immer durch die Verbraucherbrille betrachten.

Darauf ging auch Marcel Haag aus der EU-Generaldirektion für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion ein: „Wir stellen das Interesse des Kunden in den Vordergrund.“ Hohes Verbraucherschutzniveau werde gewährleistet, das liege auch im Interesse der Finanzindustrie. Er wollte sich indes nicht festlegen, wann die Vorschläge der Kommission kommen. Angesichts der Komplexität „nehmen wir uns die Zeit, die es braucht, um gute Vorschläge zu machen“. Das Gesetz solle aber noch in dieser Legislaturperiode des Europäischen Parlaments verabschiedet werden.

„Arbeit der Berater nicht erschweren“

Die Vorstandsvorsitzende der Württembergischen Versicherung AG, Zeliha Hanning, begrüßte ausdrücklich den zurückhaltenden Zeitplan der EU-Kommission. „Essenziell ist es, dass wir im Dialog bleiben. Das ist ein Herzensanliegen auch des Verbandes“, sagte sie. Überdies habe man als Anbieter insbesondere beim Thema Verbraucherschutz auch dieselben Ziele wie die Kommission. Eine Lanze brach sie für die Arbeit der Vermittler im Verkaufsprozess: „Die Berater draußen helfen dabei, die Kunden vor Altersarmut zu beschützen.“ Daher dürfe deren Arbeit nicht erschwert werden.

Die Überschrift über der zweiten Podiumsdiskussion des Tages lautete „Wann Menschen sich für Nachhaltiges entscheiden – Verhaltensökonomische Ansätze“. Denn für den Vertrieb wird das Thema spätestens ab August entscheidend, denn ab dann sind alle, die versicherungsbasierte Anlageprodukte vertreiben, verpflichtet, die Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden explizit zu erfragen.

Wann Menschen sich für Nachhaltiges entscheiden

Einig war sich die von der stellvertretenden GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach moderierte Runde darin, dass der Vertrieb ganz allgemein mit Blick auf den Klimawandel schon seit einiger Zeit die Verschiebungen im Wertesystem spüre, die Veränderungen des moralischen Kompasses sowohl des Einzelnen als auch der Gesellschaft.

Wie man damit umgeht, Mitarbeiter und Geschäftspartner zu befähigen, mehr zu tun als nur Fragen zu stellen und was Menschen dazu bewegt, sich für Nachhaltiges zu entscheiden – das erläuterte Gunther Friedl, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Technischen Universität München. Er betreut im Zuge des GDV-Wissenschaftskooperationsprogramms das Projekt „Nachhaltigkeit und Vertrieb“. 

Der Grünen-Finanzpolitiker Stefan Schmidt vertrat derweil die Ansicht, Abgaben und Steuern müssten so ausgestaltet sein, dass die Preise die ökologische Wahrheit sagen. Er plädiert daher für eine ökologische Finanzreform.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Heilmann wiederum, Mitglied im Ausschuss für Klimaschutz und Energie, erläuterte seinen „Grüne Null” genannten Ansatz, wie eine Politik zur Erreichung von Klimaneutralität aussehen kann, ohne sich gegen die Interessen von Unternehmen zu stellen. Von den Chancen, aber auch den Herausforderungen beim Vertrieb nachhaltiger Versicherungsprodukte berichtete Ralf Berndt, für Vertrieb zuständiges Vorstandsmitglied der Stuttgarter Versicherungsgruppe und Vorsitzender der Kommission Zukunftsfragen des Vertriebes im GDV.

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