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Am Puls Europas

Das Europabüro des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) liegt im Herzen von Brüssel. Im Interview spricht Lenka De Mauro, Head of European and International Affairs, über ihre Aufgaben, ihr Team und die besondere Faszination dieser europäischen Metropole.

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© GDV

Frau De Mauro, was fasziniert Sie an Brüssel?
Natürlich ist die Stadt als Sitz der EU ein Magnet für politisch interessierte Europäerinnen und Europäer wie mich. Hier entstehen im Zusammenspiel von Europäischer Kommission, Rat der EU und Europaparlament Gesetze, die 450 Millionen EU-Bürgerinnen und EU-Bürger betreffen. Das allein ist schon faszinierend und oft der Grund, warum die meisten Menschen hierherkommen. Aber Brüssel ist mehr als nur Politik.

Was meinen Sie damit?
Museen, botanische Gärten, Konzerte und kulturelle Veranstaltungen lassen die Politik auch gerne einmal in den Hintergrund treten. Die Stadt verfügt über prachtvolle Wahrzeichen wie den Grand Place, der für seinen historischen Charme bekannt ist. Kunstliebhaber kommen in den zahlreichen Museen und Galerien auf ihre Kosten mit Werken berühmter Künstler wie Magritte und Bruegel. Wenn man tausend Menschen in Brüssel fragt, warum sie die Stadt mögen, erhält man sicherlich tausend verschiedene Antworten. Brüssel ist ein Ort, der mich inspiriert und zugleich zum Nachdenken anregt, und das ist für mich eine einzigartige Kombination.

Welche Bedeutung hat Brüssel für den GDV?
Der GDV ist einer der wichtigsten Vertreter der Versicherungswirtschaft in Europa. Wir repräsentieren über 460 deutsche Versicherungsunternehmen mit mehr als 500.000 Beschäftigten und Millionen von Kundinnen und Kunden. Sie erwarten zu Recht, dass wir uns um die großen Herausforderungen der Zukunft kümmern. Brüssel ist dafür ein guter Ort. Hier begleiten wir den Gesetzgebungsprozess. Hören zu, wo es wichtig ist. Und melden uns zu Wort, wo es nötig ist. Kurz: Wir vertreten die Positionen unserer Mitglieder. Mehr als 60 Prozent der branchenrelevanten Gesetzgebung wird von den Institutionen hier vor Ort entschieden. Hier schlägt das Herz des europäischen Projektes.

Wie arbeiten Sie mit Ihrem Team in Brüssel?
Unser Team ist international, jung und voller Energie. Genau das brauchen wir für eine erfolgreiche Arbeit. Man kann sich uns ein bisschen wie Dolmetscher zwischen unseren Mitgliedsunternehmen in Deutschland und der Politik hier vorstellen. Auf der einen Seite erklären wir unseren Mitgliedern, was in Brüssel passiert und was die europäischen Gesetzgeber von der Versicherungsbranche erwarten. Umgekehrt erklären wir aber auch den Vertretern der Institutionen, was sie mit Blick auf unsere Branche berücksichtigen sollten. Darüber hinaus ist der internationale Austausch mit Verbänden und Vertretern aus den verschiedenen EU-Mitgliedsländern ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit.

Welche Themen beschäftigen Sie besonders?
Als Versicherungsbranche sind wir Teil fast aller Politikfelder, die hier in Brüssel diskutiert werden, das heißt, wir haben einen umfassenden Blick auf die Themen. Zu den großen Bereichen gehören aber eindeutig die Finanzmarktregulierung, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Das sind die Megatrends, die auf europäischer Ebene diskutiert werden und auch hier diskutiert werden müssen.

Wie wirkt der GDV hier mit?
Wir haben verschiedene Hebel. Stellvertretend für unsere Involvierung in die europäische Gesetzgebung möchte ich den Climate Resilience Dialogue nennen. Das ist eine Initiative der Europäischen Kommission, die wir mit unserer spezifischen Expertise als Versicherer unterstützen und inhaltlich begleiten. Im Ergebnis gestalten wir mit, wie für Millionen Versicherungsnehmerinnen und Versicherungsnehmer in Europa der bestmögliche Schutz vor den drohenden Klimafolgen sichergestellt werden kann. Im Bereich der Finanzmarktregulierung beschäftigt uns in erster Linie die Solvency-II-Richtlinie oder aktuell auch die Retail-Investment-Strategie. Wir bringen uns mit Positionspapieren, Stellungnahmen oder in Gesprächen ein und organisieren Events, um die Interessen unserer Mitglieder in allen Stadien des Verfahrens und gegenüber allen Mitentscheidern auf die jeweils beste und effektivste Art zu vertreten.

Sie sprachen auch die Digitalisierung an – wie beeinflusst Europa unser digitales Verständnis?
Europa treibt zum Beispiel die Entwicklung des weltweit ersten Regulierungsrahmens für Künstliche Intelligenz voran, um den Einsatz dieser Technologie zu regeln und ethische Standards, Transparenz sowie Rechenschaftspflicht sicherzustellen. Damit trägt die EU zur Gestaltung eines digitalen Verständnisses bei, das auf den Prinzipien von Fairness, Vertrauen und Nachhaltigkeit basiert. Wir als Versicherer setzen uns für Rahmenbedingungen ein, die auf diesen Prinzipien aufbauen und gleichzeitig ermöglichen, dass wir alle von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren. 

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