Gute Konjunktur und Beschäftigung stärken öffentliche Haushalte und soziale Sicherungssysteme. Dies kaschiert die demografischen Herausforderungen.
Unverändert werden demografische Lasten einseitig auf die junge Generation verlagert
© GDV / Malte Knaack
Die gute konjunkturelle Lage und die hohe Beschäftigung lassen derzeit die öffentlichen Haushalte und mit ihnen die sozialen Sicherungssysteme gut da stehen. Allerdings trügt dies über die strukturellen, demografischen Herausforderungen hinweg. Unverändert werden demografische Lasten einseitig auf die junge Generation verlagert – in der gesetzlichen Rentenversicherung genauso wie in der Kranken- und Pflegeversicherung.
Wir müssen mehr Verantwortung für die nachwachsenden Generationen übernehmen und uns ehrlich machen: Wenn wir länger leben, müssen wir länger arbeiten und generationengerechter vorsorgen. Nur so lässt sich die Funktionsfähigkeit unserer Sicherungssysteme auch in Zukunft gewährleisten. Wenn sie richtig eingesetzt wird, ist mehr Kapitaldeckung Teil der Lösung. Dabei muss die Mischung aus Sicherheit und Rendite stimmen. Allein auf das Aktiensparen zu setzen, wäre vor dem Hintergrund konjunktureller und weltwirtschaftlicher Risiken leichtsinnig – umso mehr, wenn auch noch die politischen Risiken eines Staatsfonds hinzukommen.
7 Thesen zur Demografie
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These 1: Jetzt ist die Zeit, die dritte Säule zu stärken
Nach der Stärkung der Betriebsrenten ist jetzt die Zeit für die Reform der privaten Altersvorsorge. Die Riester-Rente muss einfacher, effektiver und stärker verbreitet werden. Versicherer und andere Anbieter geben mit dem Fünf-Punkte-Plan die Antwort:
- Attraktive, leicht verständliche Förderung einführen: Jeder selbst gezahlte Euro wird mit mindestens 50 Cent gefördert;
- Förderung für alle öffnen, denn alle sind betroffen;
- Zulagen „erst prüfen, dann zahlen“, um Rückforderungen zu vermeiden;
- Beitragsgarantie lockern, um Chancen auf höhere Renditen und höhere Renten zu erhöhen;
- Einfache Standardprodukte schaffen – bei privaten Anbietern.
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These 2: Wer Spielregeln setzt, muss sie auch einhalten
Zur Reform der privaten Vorsorge braucht es keinen Staatsfonds. Denn in der Alterssicherung ist die Aufgabenteilung klar: hier die staatliche Versorgung, dort betriebliche und private Ergänzungssysteme. Nur für die erste Säule trägt der Staat die Verantwortung unmittelbar. Für die anderen setzt er den Rechtsrahmen und überlässt die Gestaltung den Sozialpartnern oder den privaten Anbietern. Wer sich zur Sozialen Marktwirtschaft bekennt, muss ihre Spielregeln akzeptieren. Der Gesetzgeber, der diese Regeln setzt, darf sich nicht selbst als Spieler einwechseln. Deshalb tragen Modelle mit staatlichen Produkten wie die „Extrarente“ oder die „Deutschlandrente“ nicht.
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These 3: Selbständige brauchen passende Lösungen
Eine „Einheitslösung“ wird den Alterssicherungs-Bedürfnissen Selbstständiger nicht gerecht: zu unterschiedlich sind ihre Lebensentwürfe und zu wandelbar ihre Geschäftsmodelle. Die geplante Sicherungspflicht nimmt darauf Rücksicht. Sie lässt Raum für individuelle Lösungen, indem sie Wahlmöglichkeiten bietet. Und sie definiert Mindestkriterien, die für diese Zielgruppe besonders wichtig sind. Die „Basisrente“ erfüllt diese Anforderungen – und noch mehr: Sie bietet Pfändungsschutz, ist auch beim Bezug von ALG II geschützt und bietet darüber hinaus im Alter ein lebenslanges Alterseinkommen.
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These 4: Lebensarbeitszeit muss dem langen Leben folgen
Die Lebenserwartung der Deutschen nimmt aktuell um ein bis zwei Monate pro Jahr zu; seit der Jahrtausendwende ist sie um drei Jahre gestiegen. Natürlich profitiert nicht jeder gleichermaßen von diesem Trend. Sicher aber ist: In die Altersklassen „65plus“, vor allem in die der Hochbetagten „85plus“, wachsen immer mehr Menschen hinein – häufig in körperlich und geistig besserer Verfassung als die Generation ihrer Väter und Mütter im selben Alter. Was macht unsere Gesellschaft mit den gewonnenen Jahren? Wir müssen eine rationale Debatte darüber führen, wie eine akzeptable und tragfähige Balance zwischen Lebensarbeitszeit und Ruhestand aussehen kann, um damit einen Beitrag zur Tragfähigkeit der gesetzlichen Rente zu leisten.
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These 5: Versorgungsstand im Alter transparent machen
Die gesetzliche Rente ist für viele die größte Einkommensquelle. Aber die Allermeisten verlassen sich nicht allein darauf: 75 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Westen und 65 Prozent im Osten haben zusätzlich eine Betriebsrente, sorgen privat für ihr Alter vor oder machen beides. Doch eine Gesamtübersicht über ihre verschiedenen Ansprüche erhalten die Bürgerinnen und Bürger bis jetzt nicht. Die Versicherer unterstützen die Bundesregierung dabei, den Versorgungsstand im Alter transparent zu machen. Praktikable Vorschläge liegen vor. Die säulenübergreifende Renteninformation könnte – mit starkem politischem Rückenwind – schnell eingeführt werden: durch eine gemeinsame Einrichtung, in der die Versorger mitentscheiden, und durch Nutzung der Steuer-ID.
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These 6: Die starke Säule im dualen System ist die PKV
Unser Gesundheitssystem gehört zu den besten der Welt. Als Wettbewerber zur Gesetzlichen ist die Private Krankenversicherung dabei wichtiger Innovationsmotor. Die höheren Honorare der Privatversicherten ermöglichen zudem Investitionen in moderne Geräte und Methoden. Diese kommen auch gesetzlich Versicherten zugute. Und: Nur die PKV trifft Vorsorge für die im Alter steigenden Gesundheitsausgaben und ist damit generationengerecht. Bis jetzt hat sie über
270 Mrd. Euro Alterungsrückstellungen aufgebaut. Diese tragen maßgeblich zum Investitionsvolumen und damit zum Wohlstand in Deutschland bei.
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These 7: Menschenwürdige Pflege ist nur finanzierbar, wenn die Eigenvorsorge gestärkt wird
Die Ausgaben für die Pflege werden auch in Zukunft stark steigen. In 20 Jahren wird es rund 4,4 Mio. Pflegebedürftige geben – fast ein Drittel mehr als heute. Deswegen ist individuelle Vorsorge so wichtig: Mit einer privaten Pflegezusatzversicherung zu überschaubaren Preisen. Sie bildet Rücklagen, aus denen die drohende Finanzierungslücke in der Pflege geschlossen werden kann. Diese nachhaltige Lösung sollte als Grundlage eines „neuen Generationenvertrags“ dienen. Damit mehr Menschen eine eigene Vorsorge aufbauen und so die Pflegeversicherung langfristig stabilisieren.
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